Hallo Gerri,
prinzipiell ist es so: "Alle kochen nur mit Wasser"
Welches System jemand am liebsten nimmt, hängt von persönlichen Vorlieben ab. Welches System zum Einsatz kommt, oft von den Kundenvorgaben. Und den Kosten.
Siemens, das ist das klassische System. Das kennt jeder, damit kann "jeder" arbeiten. Twincad oder besser
Codesys kann da noch nicht auf eine so breite Akzeptanz setzen.
Beide Systeme, meine Einschätzung, laufen annähernd gleich stabil oder oder unsicher (je nach Betrachtungsrichtung).
Ich kann jetzt schon den Protest hören: Die Twincad-Runtime läuft auf einen Windows-PC und das kann nicht annähernd stabil sein...
An alle Skeptiker: Heute nimmt keiner mehr Windows 98 mehr, oder? Abgesehen davon, daß ein W2k-System (oder XP) einigermaßen stabil läuft - Ich habe gesehen, was bei einem W2k-Blue-Screen passiert: Die Twincad-Runtime lief stabil weiter. Warum, da könnt Ihr euch bei
www.beckhoff.de informieren... (Stichwort: 2. Scheduler) So zurück zum Thema
Ein Endscheidungspunkt, der gerade bei größeren Anlagen immer zu Beckhoff führt, sind die Kosten. Man spart sich unter anderem die Hardware CPU.
Die Beckhoff Embedded-Rechner CX 1020 und 1030 sind vom Preis-Leistungsverältnis unschlagbar. 12 Servoachsen sind für die noch kein Problem.
Ein weiterer Vorteil für Beckhoff ist die einfache unkomplizierte Entwicklungsumgebung (my favorite
). Man kann da schon lange !Instanzen! beobachten - Versuchs mal mit Siemens
. Naja bis zu Step 7 V5.4 SP3.1. Seit SP4 hat Siemens so etwas ähnliches (Beobachten mit Aufrufpfad) - das steckt wohl aber noch in den Kinderschuhen.
Ein Nachteil beim Twincad kann sein: Man braucht Hochsprachenkennisse. Und es gibt keine Pointer. Die braucht man dort aber auch nicht. Variablenstrukturen (Ähnlich UDT's bei Siemens) sind sowieso viel genialer.
Indirekt addressieren? Array-Felder sind beim Twincad um Lichtjahre einfacher zu händeln als bei Siemens in AWL, KOP oder FUP. Lediglich das SCL von Siemens kommt mit Array's gut zurecht. Bei Beckhoff heist die Sprache ST und man fragt sich, wer wohl bei wem abgeschaut hat
.
Im Twincad ist eine Mini-Visualisierung mit eingebaut
. Du kannst Servo-Motoren testweise steuern ohne eine Byte Programmcode
. Man kann sogar einzelne Parameter in Umrichtern (herstellerübergreifend) ändern
.Der Hammer: Variablen-TRACING für 8 Variablen. Wo bitteschön gibt es denn so etwas bei Siemens ohne teure Zusatzsoftware?
Da der Kunde (zu) oft entscheidet, arbeite ich mehr mit dem Siemens-Manager und Siemens-Steuerungen. Trotzdem würde ich immer Beckhoff vorziehen.
Remanenz: Also auch da ist Beckhoff - tut mir wirklich leid- einfach besser. Neben remanenten Daten, die ich eigentlich nie nutze, gibt es noch persisstente. Das geniale ist: Die liegen als Datei auf der Festplatte. Wenn Du mal die Hardware wechselst, nimmst Du einfach diese Datei mit - fertig. Kein Verlusst wegen Batterieausfall oder Speicher crash (selten).
Hardwarewechsel: Pluspunkt für Beckhoff, da man sich am PC-Standard orientiert. Du kannst da auch in 10 Jahren sicher sein, das alles noch passt. Geht bei Siemens nicht. Das ist dann oft sehr teuer alte Komponenten zu beschaffen.
Übrigens, in Twincad-Programmen würde ich keine Merker definieren. Die machen das Programm nur unübersichtlich. Wozu gibts adressfreie Variablen?
Bei Siemens find ich den Dialog "gehe zu Verwendungsstelle" besser, da er als eigenständiges Programm aggiert. Wenn man zu zweit an einem Projekt arbeitet, ist das bei Siemens einfacher zu handhaben, da man unabhängiger ist. Was mich zu Beispiel bei Siemens absolut nervt ist, die Bausteine müssen fehlerfrei sein, um sie speichern zu können. So'n Blödsinn.
Die Programmiersoftware Twincad ist kostenlos, man bezahlt nur für die Runtime. Klarer Vorteil für Beckhoff.
Echtzeit (<1ms): davon träumt Siemens. Beckhoff garantiert. Eine
VIPA, wenn man auf den Simatic-Manager nicht verzichten will, läuft schneller.
Nachteil von Beckhoff-System (je nach Anlagenkonfiguration): Wenn das Windows mal abgestürzt ist und man den Rechner neu starten möchte, muss man die Anlage abschalten (nur noch mit Hardware-Element möglich).
Zykluszeit: Twincad liegt mit den 4 CPU's 4x im µs-Bereich. Ich hatte mal einen Incremental-Geber Auswertung geschrieben. Die lief in einem eigenen Zyklus von 50µs. und obwohl der Schlitten auf 10m mit sehr hoher Geschwindigkeit hin und her raste, ist mir nie ein Increment verloren gegangen! Das tut der heute noch.
Schrittkettenprogrammierung: Siemens - Lass es. Beckhoff - hhhhmmmm.
Fazit: Ich kann beides empfehlen, würde aber immer Beckhoff vorziehen.
Schönen Abend noch!
Enrico