Ich bin relativ neu in diesem Forum und auch bei weitem kein "Fachmann" für Steuerung. Beruflich habe ich genug mit der Materie zu tun um mir einzubilden, dass ich in der Lage bin mir ein Bild der möglichen Optionen machen kann und diese auch bewerten kann. Ich befinde mich gerade in der Aufbauphase meiner Hausautomatisierung basiert auf einer S7-1214c.
Zuerst einmal finde ich es herrlich hier zu lesen, dass Siemens immer gleich gesetzt wird mit einer Verdoppelung des Anlagenpreises. Ja, Siemens Equipment ist nicht billig aber für das was es bietet "okay". Ich denke bei der Wahl der SPS kommt es wie bei 3D CAD Systemen, Programmiersprachen, etc. immer auf die eigenen Vorlieben aber vor allem auch persönliche Erfahrung an. Wenn ich C++ programmieren kann, dann mag Java noch so viel universeller und einfacher sein, es muss etwas bieten, was ich unbedingt haben muss (oder will) um ein Umstieg zu rechtfertigen.
Zum Thema "Ersatzteilsicherheit". Alle industriell genutzt Hardware kann man mindestens 10 Jahre (ich würde in maßloser Arroganz behaupten sogar bis zu 25 Jahre) in einer kompatiblen Version nachkaufen. Zu glauben am KNX Standard wird sich die nächsten 25 Jahre nichts ändern ist ungefähr so, als würde man glauben, dass ein Auto in 25 Jahren immer noch die selben Steuergeräte und Standardkabel verwendet. Technologie entwickelt sich. Vor 60 Jahren, hat man keine Erdleiter verlegt, heute muss es sein. Vor 20 Jahren musste es kein 30 mA FI für die Wohnung sein, heute ist es vorgeschrieben. Über Zukunftssicherheit auf diesem Niveau zu streiten kommt ein bisschen einem Besuch bei einer Wahrsagerin gleich.
Zum Thema Systeme kann ich sagen, dass man derzeit die Wahl zwischen 2 Ansätzen hat und es eigentlich total belanglos ist, ob es KNX, EIB ist oder ein SPS. Die erste Frage, die man sich stellen muss ist simpel und total unabhängig von Herstellern oder System.
Will ich eine zentrale (sternförmige) oder eine dezentrale Verkabelung. Wenn ich mir darüber klar bin (und die Frage ist weit komplexer als es im ersten Moment scheint) kann ich mir über Hersteller oder Systeme Gedanken machen. Ich habe mich offensichtlich für eine zentrale Verkabelung und eine SPS aus folgenden Gründen entschieden (und ja, es gibt gute Gründe für ein anderes System, dass sind allein MEINE Gründe und keine allgemein gültigen Gesetze).
1) Die SPS schaltet Relais, diese lassen sich a) leicht ersetzen und die SPS lässt sich b) jederzeit ohne viel Aufwand wieder entfernen. Ja, dann müssen es Bi stabile Relais sein und ja ich muss Trennrelais für die Jalousien einsetzen aber es geht.
2) Das System läuft momentan mit einer Siemens SPS aber die Architektur ist nicht Siemens exklusiv. Vielleicht muss ich die SPS tauschen (auch das geht ohne Probleme genauso wie das entfernen), die Programmierung müsste ich dann neu durchführen oder zukaufen.
3) Die SPS (und es ist EGAL ob sie von WAGO, Allen Bradley oder Siemens ist) ist für den industriellen Einsatz konzipiert. Man redet da von Anlagen, bei denen ein Ausfall mehr bedeutet als "Ups kein Licht". Eine S7-1200 wäre auch in einer failsafe Variante mit SIL2 zu bekommen (für die Leute, denen die Begriffe etwas sagen)
4) Last but not least. Eine SPS ist vollkommen frei konfigurierbar. Was immer ich meine miteinander Verknüpfen oder steuern zu wollen geht erstmal prinzipiell. (Ja, es gibt Limitationen aber ich denke, dass ein Privatanweder an wenig Grenzen stoßen wird.
Und jetzt noch das berühmt berüchtigte "Schlusswort". Natürlich ist Hausautomatisierung im Moment etwas exotisches mit einem Gewissen "Prototyping" Faktor. Die Tatsache, dass man Funksteckdosen bereits im Supermarkt kaufen kann zeigt aber, dass es einen gewissen Bedarf gibt. Ja, Hausautomatisierung kostet Geld und dessen muss man sich bewusst sein, wenn man so etwas in Angriff nimmt. Ehrlich gesagt ist es aus meiner persönlichen Sicht auch nicht mehr wirklich relevant ob die Lösung 1200€ oder 1400€ kostet aber auch das muss jeder für sich selbst entscheiden.