Verkettung von Anlagen

Matze001

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Hallo Leute,

ich bin gerade dabei eine Vorbetrachtung für eine Anlage zu machen. Da ich beim Thema Safety noch in den Pampers stecke muss ich mal in die allgemeine Runde fragen, habe da noch einige Verständnisprobleme.

Ich habe eine Anlage die mehrere Bearbeitungsmaschinen belädt. Die Beladung geschieht über eine Schleuse, somit ist es nie möglich das die Anlagenteile (Beladung + Bearbeitungsmaschine) in Kontakt kommen. Von der Beladung her ist keine der Bearbeitungsmaschinen einsehbar, umgekehrt ebenso.

Nun alle Not-Halt-Taster auf alles wirken zu lassen ist ... schwierig. Zum einen würde ein Not-Halt am Beladehandling dazu führen das 4 Bearbeitungsmaschinen stoppen und ggf. Werkzeuge oder Werkstücke zerstört werden können.

Mein Ansatz ist nun:

Not-Halt wirkt jeweils nur "Lokal": Alle Not-Halt-Taster an der Beladetechnik wirken nur auf diese, jeder Not-Halt-Taster an einer Bearbeitungsmaschine wirkt nur auf selbige.
Begründung: Der andere Gefahrenbereich ist nicht einsehbar, der Schaden einer Verkettung ist höher als ihr nutzen, eine Bearbeitungsmaschine kann auch mal bei nichtbenutzung oder Wartung abgeschaltet werden.

Bedienerschutz: Die Schleuse verhindert ein erreichen der jeweilig anderen Komponente, wenn wie schon erwähnt mal eine Bearbeitungsmaschine abgeschaltet ist, wird eine der Türen der Schleuse von dem Handling abgefragt und stellt so sicher, dass der Bereich nicht über die abgeschaltete Maschine betreten werden kann.

Wäre ich mit diesem Konzept soweit Safe? Der Bedienerschutz ist für mich kein Thema, wenn Schleusentür zu oder Bedienerschutz an der Maschine IO = Bedienerschutz von Maschine IO.

Das einzige was mir ein wenig Bauchschmerzen macht ist die Not-Halt Konstellation. Es ist die, aus meiner Sicht, sinnvollste Lösung. Die Frage ist nur ob es soweit alles erlaubt ist. Ein VW hat ja auch Teilanlagen die Verkettet sind, aber wenn ich vorn auf den Not-Halt haue kann nicht 3km weiter hinten ein Roboter stehen bleiben.

Wie ist eure Meinung zu dem Thema?

Bitte keine Angst: Dies bleibt nicht meine einzige Informationsquelle! Ich möchte nur eine Möglichkeit haben mein Konzept mit jemandem zu dissktuieren, und sicherzustellen das ich die Normen richtig interpretiert habe.

Grüße

Marcel
 
Hallo Matze,

hast Du berücksichtigt, daß man bei NOT-HALT
Stop-Kategorie 0 oder 1 verwenden kann?
(bzgl. der möglichen Werkzeugzerstörung
an den Bearbeitungszentren)

Vielleicht ermöglicht das einen Gesamt-Not-Halt.

Ansonsten steht dies in der DIN EN ISO 12100:

Eine Maschinenanlage kann unterteilt werden in verschiedene Bereiche für das Stillsetzen im Notfall, für das Stillsetzen als Folge der Wirkung von nichttrennenden Schutzeinrichtungen und/oder für Energietrennung und -ableitung. Die verschiedenen Bereiche müssen eindeutig festgelegt sein und es muss eindeutig erkennbar sein, welche Teile der Maschine zu welchem Bereich gehören. Ebenso muss eindeutig erkennbar sein, welche Steuerungseinrichtungen (z. B. Einrichtung zum Stillsetzen im Notfall, Einrichtung zum Trennen von der Versorgung) und/oder nichttrennende Schutzeinrichtungen zu welchem Bereich gehören. Die Schnittstellen zwischen den Bereichen müssen so ausgelegt sein, dass der zum Eingreifen der Bedienperson still gesetzte Bereich durch keine Funktionen in den benachbarten Bereichen gefährdet wird.

Gruß
Tommi
 
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Hallo Tommi,

Danke für die schnelle Antwort!

Die Stop Kategorie ist schon fest, es handelt sich bei den Bearbeitungsmaschinen um Bestandsanlagen, dort kann und werde ich nichts verändern!

Dein Zitierter Text trifft ja augenscheinlich sehr perfekt auf das von mir geschilderte zu. Jetzt habe ich mal eine gute Quelle in der ich weiter suchen kann! Vielen Dank!

Weitere Antworten sind aber natürlich gern gesehen! Praxiswissen ist neben Normen auch eine super Quelle für solche Informationen!

Grüße

Marcel
 
Hallo, wie du schon in der Überschrift bemerkt hast ist das eine Gesamtheit von Maschinen und es hört sich stark nach Bearbeitungszentren an. Beschickungseinrichtung und Werkzeugmaschinen.
Hier sind jetzt einige Normen zu beachten, die DIN EN 12417 Bearbeitungszentren und dann je nach Werkzeugmaschine z.B. die Drehmaschinennorm, Schleifmaschinen usw.
Aber es muss auf jeden Fall eine Risikobeurteilung der Gesamtanlage gemacht werden und auch ein Konformitätsbewertungsverfahren durchgeführt werden. Hier ist auch die Handlung im Notfall ein Thema.
Bei der Beurteilung sollte man nicht als Techniker denken der die einzelnen Funktionen kennt sondern von dem Bediener ausgehen der jetzt unterscheiden muss was wohin gehört, denn das wird verlangt in er DIN EN 13850. Kommt auch stark auf die Maschinengröße an. Das führt eben oft dazu dass bei kleineren Maschinen kein Zonenkonzept erstellt wird.

Hier mal ein Auszug aus der Norm für Kaltflachwalzwerke also große Maschinen:
Darüber hinaus gilt für die Stillsetzungs- und Not-Halt-Funktionen Folgendes:
Bei einer verketteten Anlage, die eine Produktionslinie bildet, muss sichergestellt sein, dass sowohl die vorgeschaltete als auch die nachgeschaltete Ausrüstung stillgesetzt ist. Wo gespeicherte Energien eine Gefahr darstellen können, müssen sie beseitigt, isoliert oder auf ein Niveau vermindert werden, das kein Risiko darstellt. Wo erforderlich, muss Antriebsleistung für bestimmte Zwecke zur Verfügung stehen:
 
Hallo Safety,

vielen Dank auch für deine Rückmeldung! Du hast es korrekt interpretiert: Es geht um Fräsmaschinen!
Die Anlage ist etwa 20x40m.

Natürlich werden dann nicht drei Not-Halt-Taster nebeneinander montiert, die Bereiche werden erkennbar gemacht, es wird geschult und es werden dann diese schönen bunten Informationsblätter an sinnvollen Stellen angebracht die einem Zeigen welche Zone was abschaltet...

Jetzt les ich mir das mal in Ruhe an, und dann gehts in die Gesprächsrunde mit denen die es (hoffentlich) besser wissen als ich ;)

Ich Danke euch!

Grüße

Marcel

P.S: Irgendwie hab ich mich verlaufen, ich wollte ich Normen, VDE, etc... wie bin ich in Elektro gelandet? Wenn möglich bitte verschieben! Danke!
 
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Hallo Matze
Mal aus unserer Praxis
Wir zerlegen unsere Anlagen in Gefahrenbereiche. Entweder technologisch oder räumlich. Anschliessend werden die Not Halt Geräte den entsprechenden Gefahrenbereichen zugeordnet. Vor oder Nachgeschaltete Anlagen sind dann entweder garnicht betroffen oder werden in geringere Geschwindigkeit geschaltet oder eben abgeschaltet. Je nach Einstufung. Natürlich wird der unbewuste Übertritt von einem zum nächsten Gefahrenbereich technisch verhindert.
Meine Erfahrung: je kleiner der Gefahrenbereich desto angenehmer für die Produktion, allerdings auch dementsprechend technisch aufwendiger.

PS. Da es keine klare Definition gibt, wie weit ein Not Halt reichen muss, hat mal ein Mitarbeiter einer grossen deutschen Sicherheitsfirma zu mir gesagt:
"Ein Not Aus muss so weit wirken, dass man vom Standort des Not Halt Tasters noch klar unterscheiden kann, ob Karlchen winkt weil er in Not ist oder seine Freundin grüsst.":wink:
Grüsse Holger
 
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