Wird das wirklich in der Praxis eingesetzt?
es wird, zum Beispiel bei uns. Wir steuern damit unsere Hantierungsmaschinen, und zwar insbesondere die komplexeren.
Wichtig wäre, dabei folgendes zu beachten:
- nur den Automatikablauf in Higraph programmieren
- wenn möglich immer mit symbolischen Variablen arbeiten
- das Ganze nur nach einiger praktischer Übung und Erfahrung für die Produktion nutzen
Der Vorteil von Higraph ist für mich, dass man immer den Überblick über den Gesamtablauf hat (auch online im Status) und dass man sehr leicht ändern kann ohne unerwünschte Nebeneffekte zu erleben. In diesem Zusammenhang ist auch die Selbst-Dokumentation zu erwähnen, d.h. nach Änderungen oder Anpassungen ist die Dokumentation "von selber" richtig, da ich ja die Schrittkette selber ändere und dann kompilieren lasse.
ich selber empfinde das nicht so, aber meine Elektriker (und auch Anwender, also unsere Kunden) haben durchaus Probleme damit. Die hätten aber auch Probleme mit allem anderen was über KOP und FUP hinausgeht. Ich würde das relativieren.
Es ist allerdings einer der grössten Nachteile von Higraph, dass es nicht standardisiert ist und daher schwer auf nicht-Siemens-Steuerungen portiert werden kann. Ich hatte allerdings mal einen Japaner hier, der das wunderbar für eine Mitsubishi-Steuerung geschafft hat.
- nicht wartbar durch Instandhalter
ist eigentlich dasselbe Problem wie zuvor. Man benötigt natürlich das Programmpaket, und evtl. auch Schulung dafür, was auch wieder Kosten verursacht, aber "nicht wartbar" stimmt nicht - man muss es eben wollen (und bezahlen), dann geht es sicherlich.
Ein nicht immer unerwünschter Nebeneffekt ist natürlich auch, dass die Verwendung von Higraph (wie auch die von SCL) einen gewissen "Know-how-Schutz" bedeutet ohne die Anlage komplett zu sperren. Man verhindert auf diese Art, dass jeder FUP-Anfänger in den komplizierteren und sensibleren Teilen der Anlage herunfuhrwerkt.
- erheblicher Projektierungsaufwand
nein, ganz im Gegenteil. Da man Higraph sicher nicht für simple Steuerungen verschwenden will, müsste man also sonst komplexe und evtl. verschachtelte Schrittketten selber programmieren. Ich sehe da große Vorteile bei Higraph, vor allem - und das beobachte ich immer wieder - auch bei Änderungen z.B. mal eben "schnell schnell" bei der Inbetriebnahme. Da verliert man in Higraph auch bei sehr komplexen Abläufen kaum den Überblick (vorausgesetzt, man hat das System a. verstanden und b. klug strukturiert)
- für große Anlagen ungeeignet
Grosse Anlagen müssen strukturiert werden, und dann bleiben irgendwann handhabbare Schrittketten übrig. Wieso sollte man die nicht modular in Higraph auflösen können?
Man darf natürlich keinesfalls den Fehler machen und die gesamte Anlage (z.B. die Förderanlage) in Higraph darstellen wollen. Ich verwende - wenn eben möglich - immer die passende Software für die Aufgabenstellung, also konkret
- AWL für systemnahe Teile z.B. Datenhandling
- FUP für das Gros der Handebene und der Betriebsartensteuerung
- Higraph für Ablaufketten im Automatikbetrieb
- SCL für Rezepturen, Logistik, Textverarbeitung etc.
Wer das sagt hat keine praktische Erfahrung mit Higraph. Es ist im Gegenteil sehr schnell, da immer nur die Blöcke bearbeitet werden die grade "dran" sind. Im Vergleich mit Graph ist Higraph deutlich schneller.
Gruss Michael aka Dumbledore