Ich weiß nicht, ob es richtig ist, deswegen meinen ganzen Beitrag in voller Breite zu zitieren, um diesen einen Kommentar noch dranzuhängen. Woanders heißt das eigentlich "Overquoting". Die Frage lautet - was für Maschinen stellt ihr da eigentlich her ?
Da ich im ganzen Beitrag keine Frage gefunden habe, war des angebracht.
Ja, eigentlich nur eine. Ich weiß nicht, was für Anlagen ihr da programmiert - aber das was Du hier schreibst, klingt nach einem schweren Dachschaden (ja, ist genau so wenig schmeichelhaft gemeint wie es geschrieben ist).
Es handelt sich um so ziemlich alles, was bei uns im Haus an Maschinen und Anlagen gebaut wird. Von kleiner handbeschickter Schleifmaschine bis zum vollständigen Parkettbodenwerk, Volumen (nur Software) zwischen 60 und 14.000 Stunden, der Median dürfte so zwischen 400-800 liegen. Serien-Losgröße: 1
Mist, den ein Programmierer verbockt, darf er auch selber, ggf. vor Ort, ausbaden - auch wenn er eigentlich in der Entwicklung sitzt.
Wenn ich ein externer Einkäufer wär - und zu mir jemand käme, der mir anbieten würde, eine Anlage mit Bewegungsabläufen (ja überhaupt mit irgendwelchen diskreten schrittweisen Abläufen, es sei denn, es handelt sich um eine prozesstechnische Anlage nach PCS7) ohne Graph, ohne PDIAG/PRODIAG und nur mit SCL zu programmieren - dann würde ich ihm sagen, daß ich als Kunde als Ziel-Senke für seine unbefriedigten Hochsprachen-Lustträume und die dazugehörigen Bemühungen, noch zum Jahresende irgendwo schnell 2000-3000 Programmierstunden zu verbauen, die bei sachgerechter Vorgehensweise erst gar nicht anfallen würden, nicht in Frage komme. Und die Kompetenz des Anbietenden aufgrund seiner sektenhaft-antiquirten Programmiervorstellungen stark in Zweifel ziehen würde.
Alles eine Frage der Zeit und des Geldes.
Zeit:
Graph war vor V14 faktisch unbedienbar, der Zeitaufwand enorm. PDIAG ist schlicht ein zeitlicher Mehraufwand, den die meisten Kunden (auch die großen Automobilisten) nicht bereit sind zu zahlen - denen sind ihre I4.0-Konzepte viel wichtiger. Nur ein Kunde aus der Rohstoffindustrie will das unbedingt haben.
Geld:
Für PDIAG braucht man entsprechend geschultes Personal, die das Tool auch nutzen können. Das leisten sich in unseren Branchen kaum Firmen. Oft muss man froh sein, wenn die Instandhaltung über 2-4 Schlosser hinausgeht.
Und eine Frage, die bei der ganzen Sache ganz außer Acht gelassen wird: Von welchem Anteil der Software sprechen wir denn? Abläufe sind heute meist nur 10-20% des gesamten Programms. Was mache ich mit Graph beim Rest?
Die Vorgehensweise ohne Graph würde ich allenfalls bei reinem Prozess noch irgendwie nachvollziehen können, aber auch da nicht wirklich. Meine sehr bedauernswerte aber trotzdem fast ausnahmslos zutreffende Feststellung bezüglich abgeschlossener Programmierergesellschaften in mittelständischen Firmen indes lautet, daß diese Biotope ab einer bestimmten Größe der Programmierabteilung, Vorliegen entsprechender hierarhischer Strukturen, Konzentrierung der Entwicklungskompetenzen in wenigen "erfahrenen Händen" und zunehmender Entkoppelung von der großen Außenwelt in einer sehr sektenähnlichen Dynamik ausarten. Das passiet in der Regel dann, wenn zwar hochintelligente aber eigensinnige und in die Jahre gekommene Herren im kleinen Kreis Standardisierungsfragen für die gesamte Firma auf eigene Faust entscheiden dürfen. Die Kollegen unter ihnen dürfen ihnen nichts sagen, die Chefs darüber haben von der Materie kaum Ahnung, da es für sie sehr abstrakt ist. Und als externer hat man da in der Regel sowieso nichts zu melden. Im Ergebnis entwickelt sich da desöfteren eine ganz eigene Flora und Fauna, ja ein ganz eigener Biotop, wo irgendwelche Phoenix "Kliki-Bunti Sinus Plus allways minus kosinus"-Panels und Verzicht auf "Global Tags" noch die harmlosesten Entwicklungen darstellen.
Ja, davor ist man nicht sicher. Zu unserem Glück sind die Entscheidungsträger jene, die die Standards in ihren jeweiligen Sparten aufgebaut haben und > 20 Jahre an der Front waren. Die Entwickler und Standardisierer bunt gemischt und mit einer Ausnahme unter 40.
Darf ich fragen, wie äußert sich das denn überhaupt, wenn ihr GRAPH und PRODIAG laut deiner Aussage eh in der Pfeife rauchen wollt
Das habe ich so nicht behauptet.
(intern bestimmt verbunden mit deftigen Kommentaren von der Sorte "Diesen Shit brauchen ma hier nit!", die, regelmäßig in der Rauchpause persönlich vom 68-jährigen Chefentwickler geäußert, als Begründung dafür herhalten sollen, daß man seinen Leuten den Umgang mit zeit- und sachgemäßen Programmiermitteln verbietet)?
Der Kommentar kommt mir bekannt vor. Der Herr, von dem solche Meldungen gekommen sind, wurde vor 2 Jahren unehrenhaft in die Pension geschickt - Entscheiden durfte er seit 5 Jahren nichts mehr, Programmieren seit 20 Jahren nicht mehr.
Als sachgemäß würde ich Graph/Prodiag durchaus bezeichnen, als zeitgemäß nicht.
Die Programmierung in Hochsprache verleitet natürlich dazu, dass man sich völlig austobt. Wer in Case-Schrittketten rekursive Aufrufe nutzt, schießt schon etwas an der Sache vorbei. Wer die Möglichkeiten von Case wie lokale Konstanten usw. nicht nutzt, oder mit Schrittnummern herumrechnet oder Schrittnummern zum Steuern von Funktionen nutzt, braucht dringend eine Kopfwäsche.
Vielleicht wehren sich auch einige Kollegen innerlich gegen PDIAG, weil sie ohnehin gewöhnt sind, eine umfangreiche Diagnose mittels Meldesystem und Diagnosefenstern zu realisieren.
Die Frage lautet - was für Maschinen stellt ihr da eigentlich her ? Weil wenn es am Ende irgendwelche Flaschenverpackungsanlagen oder Sortiereinrichtungen oder Feederpressen aus der Fertigungsindustrie sind, dann müsste man sich schon echt an den Kopf fassen. Ich würde dann bei den Firmen, die das bei euch zukaufen, und bei solchen Programmierrichtlinien, für kein Geld der Welt noch als Instandhalter arbeiten wollen. Aber möglicherweise ist es ja sogar gewollt, um sich auf Kundenkosten Alleinstellungsmerkmale zu verschaffen. Damit die Kunden bei jedem kleinen "Mek-Mek" wenn die Maschine irgendwo in der Schrittkette stehen geblieben ist, in jedem Fall eure Servicetechniker für 1000€/h rufen müssen.
Unterstellungen kommentiere ich nicht