Ja ein interessantes Thema.
Die Firma Kuka hat dazu letztes Jahr in München recht viel ausgestellt.
Dort war der iiwa etwa dutzendfach vertreten, mit einigen mehr oder weniger sinnvollen Anwendungen.
Ich zähle mal aus dem Gedächtnis auf was er da so getrieben hat:
1. Getriebe Montage durch "reinwackeln" - Habe meine Hand rein gehalten - ja er stoppt... Der Robi hatte aber ein Dreibackenfutter, dass angeblich nur im vom Menschen abgetrennten Arbeitsraum bewegt werden konnte...
2. Assistent von einem Arzt, der Roboter hatte ein Werkzeug (Hier manuelle Knochensäge) in der Hand. Ein Patient wird auf einem Tisch possitioniert, und dem Roboter wird geteached wo der Schnitt erfolgen soll. Wenn der Arzt das Werkzeug an die Stelle führt hat er je näher er kommt weniger Möglichkeiten zur Seite zu versetzen, der Roboter hält dagegen. Es ist wie ein Trichter, damit der Arzt nicht verfehlen kann.
3. Tablettstapler. Es kommen Tabletts auf einer Rollenbahn, oder Roboter greifet sie (Runter Greifer der die Tabletts unterhakt) und bestückt damit Essenswagen. Messegag: Der Roboter hat mit dem Greifer die Rollenbahn und den Essenswagen eingemessen (Dank Kraftsensor).
4. Gumminippel in Automobilkarosse drücken. Das konnte ein "dummer" und "nicht fühlender" Roboter angeblich bisher so nicht.
Mehr fällt mir spontan nicht mehr ein.
Es ist von Seiten Kuka immer die Rede davon, dass diese Techniken meisst in der Automobilindustrie eingesetzt werden. Das z.B. ein Arbeiter eine Matte in eine Tür legt und der Roboter die ermüdende Tätigkeit übernimmt und sie mit einer Rollen glattrollt, oder der Roboter irgendwelche Teile in das Auto hebt und dort hält, die der Mensch dann leichter montieren kann.
Bei meiner täglichen Arbeit fällt mir kein Anwendungsgebiet ein, wo ich sagen würde "Die 100k € die der iiwa mehr kostet als der Agilus bringen einen solchen Mehrwert das es sich lohnt" und von "ich betriebe einen Roboter ohne Schutzzaun" bin ich noch weiter entfernt. Meist ist ja nicht der Roboter das Problem, sondern wenn man z.B. einen Parallelgreifer oder Dreibackengreifer als Werkzeug hat. Das hat dann keine runden Kanten, nen Hub von > 1,8mm usw. Da kann der Roboter noch so ungefährlich für den Menschen sein, wenn das Gesamtpaket ihn wieder gefährlich macht ist es rum. Und selbst wenn das alles stimmt und beachtet wurde, geht es mit den Bauteilen weiter. Was wenn der Roboter Messer aus einer Schleifmaschine entnimmt oder einfach nur nicht entgratete Werkstücke? Was wenn er eine Abblasdüse hat um Verschmutzungen an Werkstücken oder Vorrichtungen zu reinigen? 6 Bar aus nem 2mm Loch machen im Gesicht sicher keinen Spaß!
Ich würde sagen das Thema Kollaboration wird kommen, und es ist gut das es entwickelt und vor allem in den Normen behandelt wird. Aber es wird sich noch ein wenig als Randerscheindung, Marketingfloskel und Industrie 4.0 Geschwätz im Hintergrund halten. Viele Prozesse sind darauf ausgelegt scheller, höher, weiter und besser zu funktionieren. Und gerade bei der Kollaboration wird der Roboter so langsam verfahren, das man dabei einschläft. Es wird ein paar sehr spezielle Anwendungsfälle geben, wo sich diese Kameraden perfekt wiederfinden, und deshalb denke ich werden auch nur wenige von uns mit ihnen in absehbarer Zeit in Kontakt kommen.
Grüße
Marcel