Kurzschlussstrom Schaltschrankbau (DIN EN 60204-1:2019-06)

fritz09

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Hallo Zusammen,

ich bräuchte eure Hilfe / Erfahrungen. Es geht um die Vorgabe gewisser Schaltschrankdaten für unsere Kunden die unsere Anlagen kaufen.
Wie berechne ich den "Short-circuit current" nach DIN EN 60204-1:2019-06? Der Schaltschrank ist wie folgt abgesichert.
1685964937158.png

Könnt ihr mir diesbezüglich weiter helfen?

Ich danke euch im Voraus.
Gruß
Fritz09
 
Hoi, du musst in das Datenblatt deines Trennschalters gucken, was der maximal führen kann. Das wäre dann der maximal zulässige Kurzschlussstrom. Vorrausgesetzt, deine Verdrahtung und das Schienensystem koennen das auch, sonst sind die die beschränkenden Bauteile. Also musst du aus meiner Sicht eher eine Vorsicherung angeben.
 
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Meine Meinung

Den SCC berechnest du nicht, der ist abhängig von den verbauten Schaltgeräten und der Einspeisung.
Wie josupei geschrieben hat gibst du eine max Vorsicherung an damit dein interner max SCC nicht überschreiten wird.
Du kannst nur die Schaltgeräte so wählen das diese Kombination einen gewissen SCC schalten (oder besser begrenzen) kann.
Die Info zu den max. Vorsicherung kommt vom Hersteller der Kombination.
Wenn du alles so auslegst das ein sehr hoher SCC (z.B. 100kA) beherrscht wird ist das sehr schön aber vielleicht deutlich zu teuer 😕 wenn beim Kunden Max 30 möglich ist
 
Also um mal ein Beispiel aus der Praxis zu machen. Du hast, wenn ich das richtig sehe nur einen Trennschalter in deiner Einspeisung oder was ist das? Leistungsschalter? Lasttrennschalter?
Laut EN60204-1 solltest du zumindest einen Lasttrennschalter einplanen als Netztrenneinrichtung (Dimensionierung beachten).

63A Lasttrennschalter werden idR mit 63A zB. NH Sicherungen vorgesichert. 63A NH Sicherungen haben einen Durchlassstrom, der <10kAeff bzw. 17kAp ist.
Damit kommt auf das Typenschild Icc 10kA. Dann sollte der Querschnitt aller Leitungen, die von der 63A Sicherung abgesichert sind, noch das Durchlassintegral der Sicherung I²t verkraften.
Unten an die Einspeisung im Schaltplan dann noch der Hinweis max. Absicherung NH gG 63A.

P.S.
Bei Anlagen, wo ich vom Kunden bzw. Projektingenieur keine Info bekomme, plane ich generell auf Icc 50kA, das hat bis jetzt immer gepasst und entspräche einem Kurzschlussstrom direkt an den Klemmen eines 2MVA Trafos.
 
Muss ich passive Bauteile wie Schütze, Sanftstarter usw. nicht auch noch in meiner Kurzschlussbetrachtung mit einbeziehen?
 
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Selbstverständlich gehören alle Geräte mit in die Betrachtung.
Daher gibt der Hersteller auch Kombinationen an, z.B. MSS, Schütz, Sanftanlasser oder Umrichter.
 
Wenn die Komponenten einer Kombination vom gleichen Hersteller kommt findet man die entsprechende Kurzschlussfestigkeit in der Dokumentation. Wie geht man aber vor wenn Komponenten von unterschiedlichen Herstellern eingesetzt werden. z.B. ein Eaton Pkzm und ein Siemens Sanftanlauf? Dann kann ich die Kurzschlussfestigkeit vom PKZM bestimmen aber nicht die Kombination von PKZM und Sanftanlauf zusammen.
 
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Nach IEC 61439-1 kann ja der Nachweis der Kurzschlussfestigkeit entfallen wenn die Schaltgerätekomibination durch ein strombegrenzende Einrichtung geschützt ist, deren deren Durchlassstrom beim höchstzulässigen unbeeinflussten Kurzschlussstrom an den Anschlüssen der Einspeisung der Schaltgerätekombination 17 kA nicht überschreitet.
Wenn mein Schaltschrank z.b. durch eine 25A GG Sicherung vorgesichert ist, ist der Durchlassstrom unter 17Ka. Bedeutet dies das ich für die Kombinationenen im Schaltschrank von z.B. MSS, Schütz, Sanftanlasser usw. die Kurzschlussfestigkeit nicht Nachweisen muss? Müsste ich in diesem Fall überhaupt die Kurzschlussfestigkeit angeben oder würde es reichen nur die maximale Vorsicherung von 25A GG anzugeben? Da ja kein Nachweis erforderlich ist.
 
Ich schreibe in dem Fall dann Icc 10kA auf das Typenschild und an die Einspeisung im Schaltplan kommt ein Hinweis zur maximalen Größe der Vorsicherung. Für den Bauartnachweis stelle ich fest, dass kein Kurzschlussnachweis notwendig ist da Ieff und Ip <10 bzw. 17kAp. Ein weiterer Ncahweis bezüglich Ikmax. ist damit vom Tisch. Dennoch sollten die Komponenten zueinander passen. sowohl im Nenn- als auch im Fehlerfall.

Bei Motordirektstartern MSS+Schütz gibt es sg. Zuordnungsarten 1 und 2 nach EN 60947-4-1 (einfach mal nach stöbern). Hersteller sollten dazu Tabellen bieten. Ich checke bei einem MSS immer die Kurzschlussfestigkeit, setze allerding voraus, dass das passende Motorschütz im Leistungsbereich dazu passt, baue auch in der Regel Zuordnungsart 1 (Schütz ist meist eine Nummer kleiner), weil ich nicht davon ausgehe, daß ein Kurzschluss im Schaltschrank passiert, sondern eher in der Feldebene und ich dann die Kurzschlussdämpfende Wirkung der Anschlussleitung habe. Bei Sanftanlassern und sonstigen halbleiterbasierten Geräten steht in der Regel in den Anleitungen, wie vorzusichern ist.
 
Nicht vergessen auch die Andere Richtung zu Betrachten; Länge und Mindesquerschnitt der Zuleitung, max Schleifenwiderstand, mindesnennstrom der Vorsicherung, . . .
 
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Du meinst Koordination Type 1/2 oder vollständig. Im Kurzschlussfall schaltet das Schutzorgan immer zuverlässig ab aber

1: Schaltgerät (Schütz) darf beschädigt werden (verschweissen, Schrott)
2: Schaltgerät darf leicht leicht verschweissen, Verschweissung ist mit einfachen Boardmitteln aufzubrechen (Schraubendreher)
vollständig: keine Beschädigung des Schaltgerätes möglich
Hat aber nichts mit der ursprünglichen Eingangsfrage zu tun.
 
Du meinst Koordination Type 1/2 oder vollständig. Im Kurzschlussfall schaltet das Schutzorgan immer zuverlässig ab aber

1: Schaltgerät (Schütz) darf beschädigt werden (verschweissen, Schrott)
2: Schaltgerät darf leicht leicht verschweissen, Verschweissung ist mit einfachen Boardmitteln aufzubrechen (Schraubendreher)
vollständig: keine Beschädigung des Schaltgerätes möglich
Hat aber nichts mit der ursprünglichen Eingangsfrage zu tun.
Ja meine ich, heißt auf deutsch halt Zuordnungsart (jedenfalls nennt Siemens das so) die Frage ergab sich im Verlauf des Post/der Diskussion habe ich halt beantwortet.
 
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