Schaltkasten - Absicherung

HSThomas

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Guten Morgen,

ich habe am Donnerstag das Vergnügen, einer Abnahme beiwohnen zu dürfen. Gestern habe ich die Schaltpläne der (zugegeben kleinen) Anlage bekommen und habe seitdem so ein unangenehmes Zucken am Auge.
Ich hatte mit dieser Firma bereits ein kleines Rodeo und jetzt kommt wohl das nächste.

Kurz zur Beschreibung der Anlage. Es geht dabei um eine Reihe von Analysegeräten und Ventilen, die in einem Schrank verbaut sind. An diesem hängt ein Schaltkasten, in dem sich die 24V Versorgung und eine Siemens ET200 SP HA befindet. Die SP HA nimmt die Analogsignale auf und steuert die notwendigen Ventile an.

Da ich nicht 100%ig Normenfest bin, hätte ich hier folgende Fragen:

1. Die Anlage wird mit 2x 230V/16A eingespeist. Die Einspeisung geht direkt auf zwei Lasttrennschalter, die unabhängig voneinander schaltbar sind. Von da aus werden die beiden 24V Netzteile direkt angeschlossen. Es gibt keine LS-Schalter zwischen den Lasttrennschaltern und den Netzteilen.
Parallel dazu geht es auf einen Lastwahlschalter, von wo aus dann wiederrum die Analysegeräte eingespeist werden. Zwischen dem Lastwahlschalter und den Analysegeräten gibt es LS-Schalter.
Das fehlen von LS-Schaltern vor den Netzteilen macht mir Bauchschmerzen. Es gibt hier also zwischen der Einspeisung und den Netzteilen keinen Überspannungsschutz. Kann das Regelkonform sein?

2. Die Anlage wird später über ein PCS7-System gesteuert und die SP HA wird per Profinet an das System angeschlossen. Außer Ventilen und Lüftern gibt es keine beweglichen Teile in der Anlage. Jetzt kommt die Diskussion auf, ob hier die Maschinenrichtlinie zur Anwendung kommt. Unser Zulieferer verneint das, ich sehe das anders. Gibt es hier einen nachvollziehbaren Leitfaden? Gerade wenn man von Chemieanlagen ausgeht, bestehen diese ja immer aus unterschiedlichen Anlagenteilen - kann man hier die Maschinenrichtlinie sicher anwenden?

3. Die Prüfprotokolle der Anlage sind eher spärlich. Es wurden zwar die einzelnen Sicherungskreise getestet, eine Prüfung des Erdungswiderstands fand nicht stand. Gibt es die Option, diese Prüfung weg zu lassen und ggf. erst bei der Inbetriebnahme beim Kunden zu prüfen?


Wäre toll, wenn Ihr mir weiterhelfen und ggf. etwas Argumentationshilfe bieten könntet. Es ist mehr als zehn Jahre her, dass ich mich mit sowas beschäftigen musste/durfte und muss mich jetzt erstmal wieder darein arbeiten. Wenig hilfreich ist es auch, dass bei der Bestellung der Anlage sehr wenig bis garkeine Vorgaben gemacht wurden. Ein Umstand, den ich in Zukunft ändern werde.
 
Das fehlen von LS-Schaltern vor den Netzteilen macht mir Bauchschmerzen. Es gibt hier also zwischen der Einspeisung und den Netzteilen keinen Überspannungsschutz. Kann das Regelkonform sein?
LS Schalter machen keinen Überspannungsschutz.
Fall Du Überstromschutz meinst, ist der bei einer Einspeisung mit 230V/16A in der Regel gegeben, sofern der Netzteilhersteller keine kleinere Vorsicherung fordert.
Die maximale Vorsicherung muss natürlich im Schaltplan vermerkt sein.
 
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eine Prüfung des Erdungswiderstands fand nicht stand. Gibt es die Option, diese Prüfung weg zu lassen und ggf. erst bei der Inbetriebnahme beim Kunden zu prüfen?
INwiefern ist eine Aussage über Erdungs- und Netzschleifenwiderstände des Schaltschrankprüfaufbaus sinnvoll? Das kann sinnvoll erst beim Kunden gemacht werden.
 
Moin,

zu 1. LSS Schalter bieten ja einen Überstromschutz, keinen Überspannungsschutz. Ja wenn die Vorsicherung (16A) für die Netzteile nicht zu groß ist (Datenblatt Hersteller) wäre das erstmal in Ordnung. Ein zweiter ggf. kleinerer LSS in Reihe bringt meistens auch keine Selektivität.

zu 2. Schwierig zu sagen, wenn wir externe Beauftragen, eine Schaltanlage für eine Maschine zu konstruieren und bauen, dann erklärt der externe Anlage nach NSRL CE konform und wir die Gesamtanlage nach MRL. Am ende ist es allerdings für die Schaltanlage relativ "egal" denn auch nach Maschinenrichtlinie müssen die Schutzziele der NSRL erfüllt werden.

zu 3. Aus meiner Sicht müssen hier mindestens die Prüfungen aus EN60204-1 stattgefunden haben.
 
Vor den Netztteilen kann man doch ein Motorschutzschalter setzen.Wenn man 2 hat, jeweils dein Phase nehmen und den N.
Danach eine Sicherung.Für ein Standard Netzteil 230 V/24 V 20A etwa:

Motorschutzschalter um die 10A Einstellbereich Range
Danach eine Sicherung 6A Typ C?

Den Eingangsstrom 230V/Phase vom Netzgerät einstellen.Etwa 3-4A geschätzt.Kann man ja ablesen.
Der Motorschutzschalter auf 2X diesen Wert einstellen.
 
Nein. der Motorschutzschaltereingang an die Phasen.L1/N,L2/N.2 Anschlüsse davon verwendest du.
2 Ausgänge auf jeweils 1 Netzteil(L1/N,L2/N).
Das Netzgerät hat ja Eingangsseitig 230 V.
Dann liest du den Strom von deinem Netzteil eingangsseitig ab.Diesen Strom muss dein Motorschutzschalter können.
Da du dass das ganze 2 mal hast mal 2 nehmen.
Hinter dem Motorschutzschalter eine Sicherung.( um die 10A)Dann auf das Netzteil.
Die Karten hängen entweder an elektronischen Sicherungen für die Spannungsversorgung und je nach Anwendung dann pro Ausgang 500mA.
 
Nein. der Motorschutzschaltereingang an die Phasen.L1/N,L2/N.2 Anschlüsse davon verwendest du.
2 Ausgänge auf das Netzteil.

Das Netzgerät hat ja Eingangsseitig 230 V.
Dann liest du den Strom von deinem Netzteil eingangsseitig ab.Diesen Strom muss dein Motorschutzschalter können.
Da du dass das ganze 2 mal hast mal 2 nehmen und einstellen.
Hinter dem Motorschutzschalter eine Sicherung.( um die 10A)Dann auf das Netzteil.
Die Karten hängen entweder an elektronischen Sicherungen für die Spannungsversorgung und je nach Anwendung dann pro Ausgang 500mA.
 
Eine Phase schleift man zurück über die dritte Strombahn des MSS ( immer alle 3 belegen).
Doppelten Auslösestrom einstellen ist Quatsch, da der MSS auf allen 3 Phasen gleich belastet wird (werden muss) und genau dafür gebaut ist.

Der LS- und MS-Schalter ist nur erforderlich fürs gute Gefühl, den Umsatz oder wenn der Netzteilhersteller eine Absicherung <16A fordert.
 
Wenn jetzt ein Netzteil sagen wir mal Eingangsseitig 5 A zieht und er hat 2 Stück dran, was muss er dann einstellen wenn er die 3 Phase durchgeschleift hat?2/3 von 5 A?
 
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Was dazwischen kommt, hängt ja wohl davon ab wie darüber abgesichert ist.Also so pauschal kann man das nicht sagen.
Wenn ich mich an eine grosse Haupteinspeisung drangehe, würde ich das nicht mit ein paar Sicherungen machen.
Den Fall den ich schilderte war mit einer Vorsicherung von 63 A im Schrank.So habe ich das dort gesehen von der Firma Bosch.
Ich bin aber kein Experte auf diesem Gebiet.
Dort war also 63A Vorsicherung->Motorschutzschalter 10-20A(alle 3 Phasen belegt)->Sicherung 10 A auf das Netzgerät(20A)
 
Wenn jetzt ein Netzteil sagen wir mal Eingangsseitig 5 A zieht und er hat 2 Stück dran, was muss er dann einstellen wenn er die 3 Phase durchgeschleift hat?2/3 von 5 A?
5 A.
Weil dann alle 3 Pfade mit 5 A belastet werden. Genau das entspricht dann der Angabe auf dem Drehkranz.
Wird der MSS nicht auf allen Phasen beschaltet, kann es Fehlauslösungen durch die Schieflasterkennung oder Spätauslösungen durch die fehlende Kraft des 3. Pfades geben ( je nach Bauart des MSS.

Ist OT und wurde an anderer Stelle ausführlichst behandelt.

Und hier geht es um eine 16A Einspeisung.
 
LSS soll wie der Name sagt die Leitung(en) schützen. Ist hier gegeben solange keine unzulässige Querschnittsreduzierung vorgenommen wird.

Motorschutzschalter, nun ja, soll Motoren oder allgemeiner Wicklungen, also träge Objekte schützen. Was soll der vor einem wohl elektronischen Netzteil bringen? Unsere hatten eingebaute schnelle Schmelzsicherungen. Aber auch die greift nur wenn im Netzteil was defekt ist. Ausgangsseitig sollten die Teile sich selber schützen (elektronische Strombegrenzung / Abschaltung). Wenn das Teil defekt ist wird es eh im ganzen getauscht.

Die Maschinenrichtlinie greift ja vor allem für Dinge die über die NSRL hinaus gehen, also insbesondere Safety. Und ohne zu wissen was da gemessen und angesteuert wird, kann man ja kaum eine Aussage treffen. Als Teil einer Anlage ist der Kasten eben Teil der Anlage. Wie soll man den bei der Betrachtung außen vor lassen. Außer es wäre ein funktionsunabhängiges Aufzeichnungssystem, aber danach hört sich das hier nicht an.
 
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Darum ging es ja nicht.Es geht darum wenn du dich an eine 400V Schiene anknipst wie selektiv du vorgehst.
Wenn die Selektivität nach oben da ist muss man das nicht machen.
Wir wissen ja nicht wo und wie er die 230 V herbekommen hat.Oder sagen wir mal ich weiss es nicht.
 
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Man kann immer noch etwas zwecks "zusätzlicher Sicherheit" dazupacken, falls es die Kunden bezahlen, muss es aber nicht (um eventuell wettbewerbsfähig zu bleiben).
Was man macht, muss man allerdings argumentieren (können).

Grundsätzlich sind 230 V "Haushaltsstrom", sofern max. mit 16 A abgesichert. Jedes Produkt, das zum Anschluss an eine Haushaltssteckdose angeboten wird und "CE" hat, darf daran ohne weitere Maßnahmen (mit der richtig dimensionierten Netzzuleitung) angeschlossen werden.

Nun ist ein "Haushaltsanschluss" grundsätzlich immer eine Steckdose.
Bis zu den Klemmen der Steckdose gilt der Blitzschutzbereich "Installation". An den wenige mm entfernten Schukobuchsen beginnt dann "Haushalt".
Konsequenz: Steckt der Schaltkasten nicht in einer Haushaltssteckdose, muss deren "Normumgebung" bezüglich Feinschutz und EMV anderweitig sichergestellt werden.
Wird der Schaltkasten also fest über Klemmen verdrahtet, könnte, bzw. würde man sagen, dass nun eine Blitzschutzklasse höher gilt (das gilt für einen direkten Anschluss in der Installation, zum Beispiel fest installierte Leuchtensysteme beachten das).
Da Standardnetzteile dafür in der Regel nicht spezifiziert sind, wäre dann ein zus. EMV-Schutz denkbar, der allerdings nur aus einem Varistor bestehen würde. Zur "Beruhigung" und um ausgewiesene EMV-Kompetenz zu zeigen, würde man das machen.

Ob der Schaltschrank unter die MR fällt, oder nur unter die N-RL (incl. EMV-RL, RoHS-RL), wurde in den Foren oft dargestellt.
Wer nicht danach suchen möchte, kann es in wirklich allen Details erklärt lesen:
-ZVEI-Position Inverkehrbringen und CE-Kennzeichnung von Schaltschränken für Maschinen
-DGUV Schaltschränke in Maschinen/Anlagen
-Leitfaden für die Anwendung der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG Auflage 2.2. Darin findet sich eine gut erklärende Entscheidungsgrafik
An mangelnder Info dazu leidet man also wirklich nicht.
 
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