Ich darf mich mal selbst (vollständig) zitieren :
Instandhalter sind die, die instand halten, Fehler suchen, defekte Teile wechseln und sich auf Spätschicht auch um überlaufende Toiletten kümmern.
Also Leute die Schaltpläne lesen können, aber mangels Erfahrung eben nicht die Bits im Schlaf hin und her schubsen. Schreibst du Programme, oder änderst dauernt bestehende Anlagen bist du kein Instandhalter. Und wie hier schon so oft bemerkt wurde ist das lesen von KOP für den Schaltplanfesten Elektriker nicht so schwer zu verstehen wenns um Bits geht.
Ich muss hier noch IMO anhängen für den "fetten" Satz.
Offensichtlich sehen sich viele Instandhalter mit Vorurteilen konfrontiert und reagieren auf einen Satz wie oben echt angepisst.
Ich war selbst in der Instandhaltung, und kenne es wirklich so das man auf Spätschicht, als Elektriker erstmal für allen Scheiss zuständig ist, für den man eben keinen mehr anrufen kann. Das habe ich bisher so kennen gelernt, und auch in anderen Betrieben so erlebt. Gefallen hat mir das auch nicht, aber wer ist denn bei euch zuständig wenn um 20 Uhr die Toilette überläuft? Der Geschäftsführer?
JA, ich wurde gerufen wenn auf Mittagsschicht die Toilette überlief, und wenn es auch nur dafür war eine "ausser Betrieb" Schild aufzuhängen. Der Facility Manager hatte da nämlich schon Feierabend. Es scheint so zu sein als wenn man bevorzugt den Elektrikern die Verantwortung für "Sofortmassnahmen" überlässt. Die Toilette ist da nur ein Beispiel.
Das mag in riesigen Betrieben anders sein, aber wie ich schon versuchte dem Zotos zu erklären: Es gibt immer auch Ausnahmen. Und natürlich kann ich nur von dem erzählen was ich selbst so kennen gelernt habe. Das macht ihr ja auch nicht anders.
Für mich haben Männer eben erstmal grundsätzlich einen Lurch, und Frauen eine Mumu. So kenne ich das. Wenn jemand da andere Erfahrungen gemacht hat, heisst es ja nicht das die Aussage grundsätzlich falsch ist, oder man "sowieso keine Ahnung" hat.
Ab wann fängt man eigentlich an "Ahnung" zu haben?
...
Beim letzen Projekt genau so: 450 Leute, 2 Schlosser, 2 Elektriker. Keiner Fit im programmieren. Einer auf Früh, anderer auf Spätschicht. Laptop, Software und Kabel vorhanden, und auch Kurse besucht.
Vor Jahren! Natürlich vergisst man das wieder ohne Praxis, das geht mir doch auch nicht anders, und bei nur zugekauften Maschinen kommt man auch nicht dazu Praxiserfahrung zu sammeln. Die Programme laufen, und für Änderungen holt man DA den externen, oder halt den Hersteller.
NUR vom lesen fremder Programme bei der Fehlersuche lernt man nicht programmieren. Wenn man 2 mal im Jahr vor dem Laptop sitzt wird man kein Spezialist. Genau das meine ich aber mit Instandhalter. Er sorgt dafür das die Machinen am laufen bleiben, und Progamme gehen eigentlich nicht kaputt.
Wenn nun jemand in der Fa. auch viel Zeit damit verbringt Prozesse zu optimieren und damit auch Programme ändert, dann geht das für mich über die "normale" Instandhaltung hinaus.
Als ich Instandhalter war, gab es 2 Abteilungen:
1. Elektriker+Schlosser+Schreiner+Klempner
2. Steuerungstechnik
Täglichens Brot waren Lampen aufhängen, Energieversorgung (Steckdosen usw), Elektrische Tore warten, Lüftung, Kompressor und der ganze Kram.
Ich hatte als Betriebselektriker nicht einmal ein Laptop in der Hand.
In der Steuerungstechnik wurden dann Maschinen gebaut für den Eigenbedarf gebaut.
Der Grund warum ich funkdoc so bohrend nach dem Fehler gefragt habe ist folgender:
Der Ansprechpartner beim Kunden ist bei mir oft der Instandhalter der ganz klar meint er hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen weil er Fehler an einer Maschinen mal eben mit einer Handbewegung beseitig. Das der Fehler 3x die Woche auftritt und er beim ersten suchen 2 Tage gebraucht hat, verschweigt er natürlich.
Das Lesen von FUP,KOP usw...
Wer immer auch in der (elektrischen) Instandhaltung rumrennt, hat doch wohl zumindest eine elektrotechnische Ausbildung. Normalerweise hat man dann auch mal Schaltpläne gelesen, und ist damit schon nicht soweit von KOP entfernt. Deshalb ist für mich KOP erstmal der kleinste Nenner, den auch der "normale" Betriebselektriker versteht, im Zweifel auch dann wenn er nie programmiert. Das ist eben bei SCL und AWL nicht so. Und jetzt kommt eine Erfahrung die man nur kennt wenn man sich schon in mehrere Betrieben aufgehalten hat:
Man möchte bevorzugt FUP und KOP. Das verstehen eben die meisten.
Das sind meine Erfahrungen die ICH in verschiedenen Betrieben gemacht habe, und ratet doch mal warum? Die Betriebe in denen es eigene Programmierer gibt, sehe ich doch gar nicht von innen, es sein denn die sind so voll mit Arbeit das die keine Zeit haben. Ich bin doch nicht der einzige der die Forderung nach KOP/FUP kennt. Denken sich das alle nur aus?
In meiner alten Fa. wurde sogar mal eine Maschine gebaut die 5! x eine Siemens Logo enthielt, weil eine eben nicht reichte. Klare Aussage: Damit kennt sich unserer Elektiker aus. Was anderes wollen wir nicht.
Noch wärend der Projektphase kam dann der Wunsch dazu einen Robi in die Anlage zu integrieren. Also baut man noch eine Beckhoff dazu.
SCL... ich habe nirgendwo behauptet das SCL oder auch was anderes schlecht ist. Wie hier auch schon tausendmal geschrieben wurde ist es immer sinnvoll die richtige Sprache zu wählen, und SCL halte ich bei Bitverknüpfungen schlechter als z.B. FUP. Das ich Graph nicht mag ist eben so. Nirgends habe ich geschrieben dass das keiner anwenden darf. Vladi schien aber der Ansicht zu sein, das kompliziertes nicht ohne Graph geht.
Maschinenverfügbarkeit:
Ja, ich versuche tatsächlich FÜR den Anlagenfaher zu programmieren. Das habe ich so gelernt als ich noch für den eigenen Betrieb programmiert habe. Da war das Ziel eben nicht die meiste Kohle für wenig arbeit zu bekommen, sondern mit den Bedienern Lösungen zu finden, die für wenig Störungen sorgten. Ich
versuche ALLE Fehler anzuzeigen die auftreten können, oder aber diese abzufangen. Das gelingt nicht immer zu 100%, ist aber meist meilenweit von dem: "Handbetrieb geht, Automatik ist 2 mal gelaufen...einpacken..." entfernt wie man es eben auch manchmal sieht.
Ich habe die letzen 2 Monate damit verbracht einem Elektriker einer Sonderbaumaschinenfirma zu helfen ein Programm für einen Kunden fertig zu schreiben und ihm erklärt wie er was machen kann. Der hatte gar keine Ahnung vom Programmieren, aber der, der es machen sollte hat die hängen lassen. Bezahlt hat es der Endkunde für den ich dann auch noch eine Maschine bedienerfreundlich umgeschrieben habe. Da kamen gar keine Meldungen!
Ich weiss auch nicht was daran negativ ist.
Ich nehme mir auch die Zeit dem Instandhalter das Programm und die Struktur genau zu erklären, wenn er danach fragt. Das kann schonmal Stunden dauern wenn der Elektriker nur 1 mal im Jahr mit Laptop nach Fehlern sucht, aber ich versuche es.
Wenn es euch beruhigt: Der Instandhalter wie ich ihn kenne, ist Generalist. Er muss von allem etwas wissen. Das macht ihn nicht zu einem schlechteren oder dümmeren Menschen.
Wer von euch den halben Tag vor dem Laptop verbringt ist FÜR MICH kein reiner Instandhalter. Wenn ihr euch selbst so seht...
Torsten
Edit: Das mit den Sensoren...Nach meiner Erfahrung, nur von der kann ich berichten geht elektrisch gesehen nun mal am häufigsten die Sensorik kaputt. Das muss nicht der Ini selbst sein, sonder ist häufiger das Kabel. Motoren, Ventile, Schütze und was es sonst noch so gibt hält wesentlich länger. Das gilt natürlich vor allem für Kabel wo "bewegung drin ist".
Und der kaputte PCI - Steckplatz...das ist nun wirklich seeehr selten.