Ich habe schon auch Einiges hinter mir und ich muss ehrlich sein und meine Erfahrungen teilen:
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Ich finde, dass ein guter SPSler ohne Studium schon besser ist, als jemand, wer Uni-Abschluss hat und sich besser hält. Ich habe schon mit den verschiedensten Leute gearbeitet. Die Leute, die Spass und Begeisterung haben, SPSler zu sein, sind immer besser, egal welcher Abschluss die haben.
Wer gut ist, kann sehr gut verdienen, aber mit Abschluss ist der Gehalt nicht automatisch höher. Ich finde die Gehälter von SPSlern im Vergliech zu IT-Fachleute einfach schlecht.
Mein Werdegang und Erfahrungen zum Thema:
Zuerst habe ich im Automotive als rein SPS Programmierer nach der Uni angefangen. Ich habe viel Spass gehabt, sehr herausfordernde Projekte gehabt, aber Gehalt war nicht in Ordnung und die Firma wollte mich nicht weiterschulen und in die Mitarbeiter investieren. Dann habe ich immer öfter gedacht, dass vielleicht Automotive für mich einfach schlecht ist und ich habe gewechselt.
Nachdem Wechsel habe ich für eine Automatisierungstechnikfirma für die Betonindustrie als SPSler gearbeitet, mit sehr viel Anteil von Reisetätigkeit und sehr-sehr viel Stress an Kundenprojekten wegen Zulieferern/Konstruktionsfirmen/Kostendruck/Termindruck. Ich habe unglaubbar verdient, aber ich bin komplett bescheuert gewesen, weil ich kaum einen Urlaub oder einen einzigen freien Freitag/Wochenende mit Freunden/Familie im Voraus habe planen können. Ich habe zum Glück auch ein bisschen ostlich gereist und asiatische Kultur kennengelernt, ich habe einmal den Projekt gehabt, wo ich auch nach der 10-11 Stunden auch noch Spass gehabt habe, aber trotzdem ist das nicht die richtige Stelle gewesen.
Und ich sehe schon, dass die meisten SPSler Positionen mit Reisetätigkeiten verbunden sind. Standard ist 20-30 Prozent jährlich, was ich einfach schrecklich halte. Ich bin der Meinung, dass man mit höheren Anteilen gar keine Familie gründen kann. 30-40+ Prozent unterwegs zu sein, und täglich 10-11-12 Stunden dreckige Anlagen zu programmieren ist ja schon ein Grund, wenn jemand von Freund/Freundin verlassen wird.
Dann habe ich entschieden: OK ich gehe nach meinen Träumen und ich werde ein Software Entwickler in IT. Zum Glück habe ich plötzlich wegen COVID eine Möglichkeit gehabt, in die IT-Welt als C# Entwickler für MES-Systeme zu wechseln. Ich habe gedacht, jetzt geht es richtig los, das goldene Leben beginnt, ich muss nicht viel unterwegs sein und ich verdiene auch sehr gut, ich programmiere moderne Systeme und ich werde der beste Programmierer aller Welten.
Aus Erfahrung muss ich sagen, Programmierer in IT zu sein ist einfach zuuuuuuu L.A.N.G.W.E.I.L.I.G. Den ganzen Tag im Büro zu sitzen und nur einen Bildschirm anzuschauen ist schrecklich. Trotzdem habe ich viel gelernt, und ich habe jetzt viel tiefere Kentnissen, wodurch ich schon die Skills habe, alles programmieren zu können.
Nachdem ich Einiges gelernt habe, habe ich wieder in die Automotive(fast gleiche Tätigkeit, als ich nach der Uni angefangen habe

) zurück gewechselt, mit sehr geringen Reisetätigkeit (10%), aber immer noch herausfordernde und interessante Projekte. Der Lohn ist nicht sehr viel, aber gar nicht schlecht, aber ich schwöre, dass ich jetzt 100%ig froh und in der richtigen Stelle bin. Ich mache Konzeptierung, Hardwareauswahl, Programmieren, Inbetriebnahmen, Kundensupport und ich stelle natürlich auch Kameras und Sensoren ein, es gibt noch Pneumatik, Hydraulik, Heiz- und Kühlkreisen und Allesmögliche. Zum Glück habe ich sehr gute Mechatroniker dabei, und ich muss mich nicht oft um Mechanik/Pneumatik kümmern, aber trotzdem ist die Arbeit für mich immer noch vielfältig.
Manchmal gibt es leider Stress ohne Ende, wenn eine Maschine bei Kunden ausfällt, aber das macht mir auch schon Spass, Probleme von bestandenen Systeme zu lösen und nicht immer neue Systeme zu erstellen.
Ich schaue mir täglich zweimal die Uhr an, um zu wissen, wann es zum Mittagessen geht und wie viel Spass ich heute noch mit unseren Maschinen/Sonderstationen haben kann...
Daneben bin ich auch noch teilweise ein Freiberufler, um auch einige Sonderprojekte am Wochenende oder während Urlaub machen zu können

(Webapplikationen/C# Programme + Data Acquisition und Anbindung von älteren Maschinen zu MES/Leitrechnern...) So kann ich meine Kentnisse frischer halten, immer was neues lernen und Kunden selbst für meine Zukunft zu sammeln.
3) Wie früher die Kollegen geschrieben haben, ist der Anteil der Reisetätigkeit von vielen Faktoren abhängig, wie Branche, Kunden, allgemeine Firmenkultur, Kollegen usw... Was ich festgestellt habe, dass die kleinere Zulieferer/Maschinenbaufirmen für Automotive sehr stressig und unterbezahlt sein können, aber das ist fast gleich in Betonindustrie+Schmutz und gefährliche Arbeitsbedingungen...
Wenn du dir das ganze liest, kannst du dich entschieden, was du als SPSler willst. Ich habe einige Freunde, die bei Multis ohne Reisetätigkeit SPSler sind, aber sie haben nicht viel mit Programmieren zu tun und sie müssen quasi Systeme von Zulieferern unterstützen.
Als SPSler kommt es immer darauf an, ob man Geld/fachliche Zufriedenheit sucht oder ein gemütliches Familienleben mit geringen Reisetätigkeit und Ruhe. Aber bei vielen Firmen muss man hin und her zu Kunden...
Wenn es jemandem gefällt, im Büro zu programmieren, dann halte ich aber IT-Positionen einfach viel besser für das private Leben.
Da ist Home Office und Remote-Arbeit gegeben und das Geld ist auch da, ohne sich anstrengen zu müssen... Wenn jemand unter 30 ist, kann man sich leicht umschulen.
Aber wenn jemand ein richtiger Fachmann werden will, dann ist SPS Ingenieur ist der richtige Weg

Es gibt immer Mängel von guten SPSlern und ich wilkomme alle, die diesen Weg treffen
