Hallo Azza,
nachdem Du mich direkt angeschrieben hast mal schnell meine Meinung zu dem Thema, obwohl ich nicht mehr allzu aktiv bin. Den Beitrag von Baschankun kannst Du getrost ignorieren, er schießt völlig übers Ziel hinaus.
Dein Problem liegt vor allem daran, dass Du Asynchronmotoren einsetzt, welche Du mit U/f-Steuerung betriebst. D.h. Du gibst Spannung und Frequenz vor, woraus eine Drehzahl resultiert. Je nach Belastung ergibt sich eine andere Drehzahl - soweit wiederhole ich nur dein Problem. Aus den Dimensionen der Steine nehme ich an, dass es sich um recht große Motore und Umrichter handelt (bitte Leistungen posten), aus der Information, dass Du Movitrac 31C verwendest interpretiere ich, dass es sich um eine alte Anlage handelt, welche wohl seit mindestens 10 Jahren in Betrieb ist.
Dein Grundproblem ist, dass Dein Antrieb, unabhängig von der Last seine Drehzahl exakt halten muss, zusätzlich müssen die Drehzahlen von 2 bzw. 3 Antrieben aufeinander abgestimmt sein. Diese Forderung lässt sich jetzt in 2 Problemstellungen teilen, einerseits das Drehzahl halten, andererseits das Drehzahlen aufeinander abstimmen.
1. Drehzahl halten
Hierfür ist an den Motoren jeweils ein Geber notwendig, der einigermaßen hoch aufgelöst sein soll. Klassisch verwendet man sin/cos- oder TTL-Geber wie z.B. in
http://download.sew-eurodrive.com/download/pdf/16742001.pdf S. 37ff beschrieben (ES7S, ES7R, ES1T, ES2T, ES1S, ES2S, ...). Wie Du die Geber machanisch auf den Motor aufsetzt, sei hier mal ausgeklammert, aber i.d.R. ist es möglich sie auf bestehende Motore aufzusetzen. Im Umrichter läuft dann ein Drehzahlregler, welcher die Drehzahl auf einem konstanten Wert hält und somit in der Lage ist Lastwechsel auszuregeln.
Dabei gilt es aber zu beachten, dass eine Regelung nur reagieren kann. Bei stoßartigen Lastwechseln wird die Drehzahl trotzdem kurzzeitig einbrechen oder überschwingen. Geht die Last aber langsam von einem Förderer zum anderen über sollte das kein Problem darstellen.
Nun muss noch ein geeigneter Drehzahlregler gewählt werden.
Die von Dir angesprochenen Movitrac 31C, welche im Moment in Betrieb sind, sind prinzipiell in der Lage, einen Geber anzubinden und die Drehzahl zu regeln. Man benötigt dazu die Optionskarte FEN31C oder FPI31C, welche nur TTL-Geber unterstützen (siehe auch
http://download.sew-eurodrive.com/download/pdf/09229000.pdf S. 23). Da das Gerät abgekündigt ist, ist natürlich fraglich, ob Du diese Optionskarten überhaupt noch bekommen kannst, es würde aber den Austausch der Umrichter ersparen. Für die Nachfolger Movitrac 07A und Movitrac B gibt übrigens keine Drehzahlregelung, hier ist dann ein Movidrive Gerät (aktuell Movidrive MBX61B) mit Geberkarte DEH21B oder DEU21B notwendig.
2. Drehzahl koordinieren und gleich vorgeben
Was hier kommt gilt sowohl für Movitrac 31C als auch für Movidrive. Ich bin oberflächlich betrachtet der Meinung, dass es für Deinen Anwendungsfall wahrscheinlich ausreichend sein wird, wenn die Drehzahlen der Motore passen, also geregelt werden, und Du den Transport von einem Förderer zum nächsten wie gehabt "wild", also ohne Winkelsynchronlauf betreibst.
Absolut notwendig ist aber, dass die Förderer absolut die gleichen Solldrehzahlen vorgesetzt bekommen, was eine digitale Sollwertvorgabe erfordert. Das bedeutet die Solldrehzahlen müssen entweder fest vorgegeben werden (Festsollwerte) oder über ein Busssystem von extern kommen. Die Analoge Sollwertvorgabe ist weitgehend ausgeschlossen, auch von Frequenzeingängen halte ich persönlich nicht viel. Die Möglichkeit, Festsollwerte zu speichern oder den Umrichter an ein Busssystem anzubinden unterstützen sowohl Movitrac 31C als auch Movidrive, wobei ersterer auf Profibus, DeviceNet und Interbus beschränkt ist und wieder fraglich ist, ob die Feldbuskarten überhaupt noch zu bekommen sind.
Dass es nun nicht allzu schwer ist, den Umrichtern exakt gleiche Solldrehzahlen vorzugeben, versteht sich von selbst. Man verlässt sich bei dieser Lösung darauf, dass die Motore durch die Drehzahlregelung beinahe Lastunabhängig die Drehzahl konstant halten. Allerdings (und das ist nicht unwesentlich) dürfen diese keinesfalls an der Momentengrenze betrieben werden, sondern müssen Reserve haben.
Setzt Du bei der Umrichterauswahl auf Movidrives, ist natürlich auch ein Winkelsynchronlauf (interner Synchronlauf, DriveSync) möglich. Der Unterschied zwischen den beiden Varianten ist im Wesentlichen:
- interner Synchronlauf: reine Firmwarelösung, man kann das ganze aufsynchronisier-synchronlauf-absynchronisier-Verhalten selbst in IPOS programmieren. Du würdest 2 0T-Geräte und 1 00-Gerät benötigen. Wenn Du damit keine Erfahrung hast sage ich nur eins: Finger weg
- Drivesync: nutzt die Firmwarefunktionalität des internen Synchronlaufs, allerdings wird einem die IPOS-Programmierung abgenommen und man kann ein fertiges Applikationsmodul verwenden. Allerdings benötigt man für alle Antriebe ein 0T-Gerät (das ist geringfügig teurer, aber erspart dir sicher ein x-faches an Zeit).
Auch die Verwendung einer CCU ist denkbar (eine SEW-SPS mit fertigem Aplikationsmodul), damit hab ich allerdings keinerlei Erfahrung.
Der Winkelsynchronlauf hat den Vorteil, dass er Positionssynchron fährt, und folglich auch das Stoppen und wieder Starten zu Zeitpunkten, an denen die Steine auf beidenen Förderern liegen sauberer funktioniert. Allerdings ist er doch recht aufwändig in der Realisierung. Um genauer einschätzen zu können ob sein Einsatz sinnvoll ist wären detailliertere Informationen zur Applikation hilfreich, vor allem von welchen Genauigkeiten, Drehzahlschwankungen usw. man ausgehen muss.
Ich hoffe, Dir mit meiner Antwort einen Einblick gegeben zu haben und wenn Du dazu Fragen hast bzw. wenn Du konkreter diskutieren willst einfach wieder melden.