@Jens:
Das ist nicht so ganz richtig (aus meiner Sicht). Am Ende muss ja die Produktion, die ja in der Firma das Geld verdient, auch damit leben können. Ich würde also sagen, dass wenn nur der Einkauf entscheided dann ist der Betriebs- oder Produktionsleiter oder COO eine Pf....e ...
Leider habe ich diese Erfahrung aber schon öfter gemacht.
Extrem ist es in der Maritimen Branche:
Der Eigner bestellt ein Schiff für Budget X mit groben Vorgaben.
Die Werft versucht natürlich, nur das Minimum für das Budget einzukaufen, um einen Maximum an Gewinn zu machen.
Der Lieferant bietet seine Anlage ohne Kabel an, weil ja die Werft meint, Kabel selber billiger legen zu können.
Resultat: Die Crew hat Anlagen, die sie nicht vernünftig bedienen kann, weil sie Billig-gewinnt produziert sind. Es werden auch keine modernen Systeme gefördert, z.B. mit Bussystem und mehr Diagnose, weil die Bus-Komponenten ja teurer sind als Sensorik mit Stromschnittstelle. Da zieht die Werft lieber kilometerweise Kabel, weil die angebotene Anlage ja schön billig war, als mal nachzudenken, wieviel sie beim Kabelziehen sparen könnten, wenn die Anlage ein paar Euro teurer ist: Verschiedene Budgets, billiger Einkauf gewinnt!
Abgesehen davon, daß die Crew eine wenig bedienfreundliche Anlage bekommt.
Und leider sehe ich diese Extrem-Variante auch oft genug im Industrie-Bereich:
Der Kunde bestellt eine Sondermaschine. Es wird nur die Mechanik schön berechnet, für die Programmierung steht über den dicken Daumen Summe X zur Verfügung, ohne Kalkulation, weil "die Programmierung kann ja nicht so viel kosten". Für Summe X schafft es der Programmierer dann gerade mal, ein Minimum an Funktion umzusetzen, zu testen und in Betrieb zu nehmen.
Höchstens bei Serienmaschinen wird mal vernünftig programmiert, weil: Die Programme werden weiterentwickelt und man weiß aus Erfahrung, wie viel die Programmierung kostet.
Da Sondermaschinen aber "Eintagsfliegen" in der Planung sind, und die Planer solcher Maschinen in der Regel von der mechanischen Seite kommen, wird der Aufwand der Elektrotechik gerne unterschätzt.
Und wenn der Maschinenbauer tatsächlich mit realistischer Kalkulation aufwartet, kommt ihm der Einkäufer: Das kann Firma Y aber deutlich günstiger. Wenn man dann anfängt, mit Bedienerfreundlichkeit und Diagnose zu argumentieren, schaltet der Einkäufer auf Durchzug, weil er kein (technisches) Verständnis dafür hat. Für ihn sind Maschine A und B gleichwertig, so lange am Ende das gleiche Produkt raus kommt. Also muß der Preis auch gleich sein. Und auf diese Weise denkt oft auch der von Dir beschriebene COO.... da fehlt das technische Verständnis.
Von daher bin ich der Meinung, daß das alles selbst gemachtes Leid ist: Vernünftige Produkte haben ihren Preis. Wir sind aber immer noch viel zu sehr in der Geiz-ist-geil Mentalität gefangen. Seien es Einkäufer bei Kunden, Öffentliche Ausschreibungen oder auch wir als Privatleute... Jeder möchte einen Porsche zum Preis eines Käfers.
Gruß
Jens