Antriebstechnik SEW vs. Alternativen

Miraculix

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Hallo zusammen,
wir sind aktuell im Bereich der Automatisierung aufgrund mehrerer Faktoren in einem großen Umschwung und haben uns im Zuge dessen Gedanken über unsere aktuelle Antriebstechnik gemacht.
Wir haben die letzten Jahrzehnte mit Lenze zusammen gearbeitet. Nach der Auflösung von Lenze-Engineering ist die Zusammenarbeit aber immer schwieriger geworden, weshalb wir die Antriebstechnik von Lenze mit Siemens und SEW verglichen haben.

Argumente (SEW):
+ Ruf über guten Service eilt voraus
+ Kommunikation mit SEW ist hervorragend
+ Erstimplementierung der Antriebstechnik mit enger Unterstützung von SEW

o akzeptabler Preis
- Gesamte Antriebstechnik muss neu programmiert werden
- Sonderfunktionen müssen mit Codesys implementiert werden. z.B. Wickeltechnik
(aktuell noch keine Erfahrung damit)
- (Bekanntenkreis hat schlechte Erfahrungen mit SEW-Frequenzumrichtern gehabt)

Argumente (Lenze):
+ attraktiver Preis
+ Großteil der Bestandsanlagen sind mit Lenze-Antriebstechnik ausgestattet
+ Sonderfunktionen im Wickelbereich sind für uns essentiell und werden von Lenze zur Verfügung gestellt

- Service hat stark nachgelassen
- Angebotsphase zäh und Kommunikation schwierig trotz jahrelanger Beziehung zu Lenze


Argumente (Siemens):
+ Alles von einem Hersteller (Steuerung, Antriebstechnik, HMIs, usw.)
+ Forum, in dem viele Probleme besprochen werden
+ Kommunikation sehr gut

- hoher Preis
- Motorgetriebe-Sparte wurde ausgegliedert (Somit nicht alles von einem Hersteller)
- Gesamte Antriebstechnik muss neu programmiert werden
- Wickeltechnik scheint laut Gesprächen mit andere Automatisierungstechniker in der Implementierung komplex zu sein


Meine Frage an euch ist, ob sich die Erfahrung von euch so wiederspiegelt. Aktuell tendiere ich stark zu SEW, auch wenn mir bewusst ist, dass es schwer wird die gesamte Antriebstechnik neu zu programmieren.

Würdet ihr einen Umschwung zu SEW empfehlen? (keine Codesys-Erfahrung, jedoch kein Neuling im Bereich der Hochsprachenprogrammierung)
Habt ihr Erfahrungen zur Langelebigkeit der Antriebstechnik von SEW?

Gerne auch allgemeine Erfahrung mit SEW, Lenze oder Siemens teilen.
Vielen Dank im Voraus!
 
Die ersten drei grünen Punkte von SEW sind wirklich so und
führen dazu das wir fast ausschließlich SEW nehmen.

Macht ihr die Programmierung der Antriebstechnik wirklich im Umrichter
oder meinst du Parametrierung?

Siemens hat auch einen guten Ruf, allerdings Arbeitet man oft
auf einer anderen Kommunikationsbasis wie bei SEW, d.h. mit SEW.
Ich finde die Siemens Umrichter grundsätzlich zu unübersichtlich, da
benötigt man oft länger bis man am Ziel ist.
 
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Mit Lenze habe ich noch nix zu tun gehabt. SEW nutzen wir eigentlich nur und muss die Kommunikation mit denen hervorheben. Angefangen bei der Auslegung der Antriebe und Umrichter über Hilfe bei Programmierung und wenn mal doch was defekt gehen sollte, hat man schnell Ersatz. Selbst wenn die alten Antriebe abgekündigt sind. Da schlagen die von sich aus den neuen Typ vor und das passt immer.

Wir sind bei den Lieferengpässen vor ein paar Jahren kurz auf Siemens gewechselt für 3 Anlagen. Da musste ich mich einarbeiten, was auch funktioniert hat, aber sehr ungewöhnlich war.

Wir bleiben bei SEW
 
Danke für die Rückmeldung
...
Macht ihr die Programmierung der Antriebstechnik wirklich im Umrichter
oder meinst du Parametrierung?
...
Da ich bisher sehr wenig Erfahrung in dem Bereich habe, weiß ich das noch nicht genau.

Am besten wäre es, wenn die Funktionen, die wir benötigen allein über das Parametrieren umgesetzt werden können.
(Bei Lenze sind zum Beispiel folgende Funktionen über ein speziellen Umrichter einfach parametrierbar: Randspritze, konisches Wickeln, usw.)

Bei uns ist es aktuell so, dass sehr viel Programmierung im Umrichter direkt gemacht wird. Hier werden teilweise Ein- und Ausgänge an die Umrichter angeschlossen und werden wenn benötigt per Profinet/Profibus an die SPS gesendet.
Das ist etwas, was ich beim Neuaufsetzen grundsätzlich ändern würde.
 
Um auch noch meinen Senf dazu zu geben :
Ich habe in den vielen Jahren eigentlich nur positive Erfahrungen mit SEW gemacht. Einige Punkte wie z.B. "Ersatz für abgekündigten Motor oder Regler" würde ich hier absolut unterstreichen. Der Preis ist möglicherweise verhandelbar. Ob du mit einem FU beim Wickeln glücklich wirst kann ich nicht beurteilen - das kommt sicher auf deinen Anwendung an. Grundsätzlich würde ich aber auch mal der Vertrieb / Service ansprechen - das hilft sicherlich ...
 
Wir haben zwei Finnische Folienwickler, einer aus den 90er und einer aus den 2010er Jahre. Beide sind (waren) im Original mit SEW. Der Ältere wurde mal nach einem defekt aus Danfoss FU umgerüstet, was aber nicht diese Thema ist.
Demnächst soll der "alte" erneuert werden, die neue Generation der kleinen Wickler wird mit Siemens gesteuert und von SEW angetrieben. Im Gegensatz dazu werden die großen Hochautomatisierten mit SEW Steuerung und Antrieb gebaut.

Wenn ihr die drei Anbieter noch nicht fix habt, dann würde ich ggf, Schneider und Beckhoff noch in den Ring werfen. Bis auf Siemens ist der Rest Codesys Basiert.

Die Qualität von SEW bei aktuellen System kann ich nicht bewerten, war aber immer Zufrieden. Auch mit dem Support. Bis auf mit Lenze bin ich mit allen sehr gut gefahren, wobei das Thema Lenze eigentlich nur den Produktlebenszyklus betrifft was unseren klassischen Maschinen geschuldet ist somit bekommt Lenze bei mir nur eine 2-
 
Wir arbeiten seit ca. 20 Jahren mit den folgenden Anbietern zusammen: 1. SEW, 2. Siemens und im Notfall auch mit Lenze.

Die Vorteile von SEW liegen meines Erachtens klar auf der Hand: hervorragender Service, deutsche Ansprechpartner und die Möglichkeit, bei komplexen Problemen die Komponenten direkt zum nächstgelegenen SEW-Servicepoint zu bringen. Auch wenn der Preis höher ist als bei anderen Anbietern, macht die direkte Nähe und der persönliche Service den Mehrpreis schnell wett.

Siemens... Vor 20 Jahren waren ihre Produkte noch einfach und preiswert. Heute hingegen erfordert selbst die Inbetriebnahme eines einfachen Servos eine fast schon "doktorarbeitähnliche" Einarbeitungszeit. Bei einfachen Asynchronanwendungen sind der Preis und der Vorteil des "Alles aus einer Hand"-Prinzips zu nennen.

Lenze... Setzen wir nur ein, wenn der Kunde es unbedingt wünscht und sich nicht umstimmen lässt. ;-)
 
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Die Vorteile von SEW liegen meines Erachtens klar auf der Hand: hervorragender Service, deutsche Ansprechpartner und die Möglichkeit, bei komplexen Problemen die Komponenten direkt zum nächstgelegenen SEW-Servicepoint zu bringen. Auch wenn der Preis höher ist als bei anderen Anbietern, macht die direkte Nähe und der persönliche Service den Mehrpreis schnell wett
Sehe ich genauso. Wir haben in der Brauerei/Nahrungsmittel/Chemiesparte bei Abfüllern, Palettierern, Komissionieranlagen immer SEW ( und auf Kundenwunsch Danfoss ) verbaut.

1. Top Service ( wir hatten eine Niederlassung ein paar km neben uns. Egal was, es würde uns schnell, unkompliziert und kompetent geholfen ).

2. Ganz ganz selten Ausfälle. Vom Movitrac 31C hatte ich nie einen tauschen müssen, Movitrac A auch nicht nur ein paar Movitrac B in der Zeit, als SEW auf bleifrei umgestellt hat.

3. Robust mit Reserven und zum Schweranlauf überlastfähig.

4. Preislich gut.

Ganz früher hatten wir Movidyn eingesetzt, die laufen teilweise heute noch ( >25j ).

Einen großen Vorteil fand ich damals, dass man nur ein oder zwei Softwarepakete brauchte und mit denen alles machen konnte ( vom normalen FU bis zum Assembler ). Heute ist es meine ich etwas komplexer.

Mit Spezialanwendungen wie Wickler o.ä. würde ich mir keine Sorgen machen. SEW Kontaktieren und mit denen reden...
 
Bei SEW kann ich mich nur den Punkten von @DeltaMikeAir anschließen.
Mir wäre nicht bekannt, dass wir irgendwann mal SEW-FUs aufgrund eines Defekts ausgetauscht hätten (Umgebung: Härtereien => heiß, teils leitende Stäube).
Ich meine mal bei Movidrive was mit Wicklern gesehen zu haben, evtl als Apllikation wie Modulo-Positionierung.
Wie bereits erwähnt: erklär der Fachberatung bzw. dem für dich zuständigen Vertriebler dein Anliegen & man wird dir weiterhelfen.
Was ich evtl als Nachteil sehe:
Der Datenaustausch zwischen SPS und Umrichter funktioniert über individuell zusammengestellte oder applikationsspezifische Prozessdatenwörter, nicht über Profidrive-Telegramme (zumindest bei den Movidrive & Movitrac).
Diese nicht standardisierten Schnittstelle zu deinem SPS-Programm kann dir am Ende ein Ei legen, wenn du mal keinen SEW-Umrichter in der Anlage hast.
Wie sich das mit den Telegrammen bei den neuen Movitrac andvanced verhält müsstest du nachfragen.

Bei Siemens sehe ich den Hauptvorteil darin die komplette Projektierung im TIA zu haben, keine extra Projektdatei für den Antrieb.
Und die recht unkomplizierte Integration der Antriebe ins Failsafe-Programm.
Das mit der Kommunikation und Fachberatung kenne ich hier aber eher als...schwierig.
Zumindest wenn man mit einem nicht so Wald&Wiesen Ding um die Ecke kommt & "nur" 1-2 Umrichter für das Sonderproblem braucht.
Kann aber auch sein, dass die BigS-Fachberatung da einen schlechten Tag hatte. Hab nur selten mit Siemens-FUs zu tun.

Bei Lenze kann ich gar nicht mitreden.
Außer, dass ich noch nie eine Härtereianlage damit gesehen habe. Ob das Gründe hat? ¯\(°_o)/¯
 
Einen großen Vorteil fand ich damals, dass man nur ein oder zwei Softwarepakete brauchte und mit denen alles machen konnte ( vom normalen FU bis zum Assembler ). Heute ist es meine ich etwas komplexer.
Ja heute ist es bei SEW "etwas komplexer". Mir persönlich wäre eine Weiterentwicklung des Movidrive B (MDX61) lieber gewesen als jetzt Movi c.
Im Prinzip hätte mir eine Integration aktueller Sicherheitsfunktionen über Profisafe gereicht.

Siemens auf der anderen hat nun mit den Technologie-Objekten viel NC-Funktionalität in die Steuerung gepackt und hat damit ein recht flexibles Konzept. Ist auf jedenfall mal nen Blick wert.
 
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Zumindest wenn man mit einem nicht so Wald&Wiesen Ding um die Ecke kommt & "nur" 1-2 Umrichter für das Sonderproblem braucht.
Kann aber auch sein, dass die BigS-Fachberatung da einen schlechten Tag hatte. Hab nur selten mit Siemens-FUs zu tun.

Bei Lenze kann ich gar nicht mitreden.
Außer, dass ich noch nie eine Härtereianlage damit gesehen habe. Ob das Gründe hat? ¯\(°_o)/¯

Ich hatte 2006 die Aufgabe bekommen mich mit Servos vertraut zu machen. Habe also bei unseren Vertrieblern von SEW und Siemens angerufen.

Der von SEW kam ein oder 2 Tage später mit einem Testkoffer und hat sich viel Zeit für die Einweisung genommen.

Auf Siemens warte ich heute noch :). Also nix mit schlechten Tag oder so.
 
Ich hatte 2006 die Aufgabe bekommen mich mit Servos vertraut zu machen. Habe also bei unseren Vertrieblern von SEW und Siemens angerufen.
Wir hatten vor >20 Jahren an den Hubwerken von Palettierern einen Motor und 2 große Winkelgetriebe um je auf einer Seite die Hubwelle anzutreiben. Ein großer mechanischer Aufwand und die Wellen / die Winkelgetriebe waren auch oft im Weg, wenn z.B. Zwischenlageneinleger montiert wurde. Damals hatten wir uns erschlossen, eine Maschine mit 2 Servomotoren + 2 Movidrive B aufzubauen ( Master/Slave ) um auf die Winkelgetriebe verzichten zu können. Von den Kosten war es gleich aber weniger Montageaufwand + weniger Verschleißteile + weniger Wartung und viel mehr Bauraum zur Verfügung.

Da es unsere erste Master / Slave Applikation mit zwei Movidrive B war ( Kopplung der zwei Movidrive über S-Bus + jeweils DP ) haben wir bei SEW Augsburg um Unterstützung gebeten. Der damalige Leiter kam dann für 1,5 Tage vorbei und es wurde für jeden Umrichter ein Parametersatz erstellt, die einwandfrei funktionierten und so unverändert 15 Jahre verwendet wurden an > 100 Maschinen.

Kosten der 1,5 Tage Aktion => 0€

In Kaiserslautern ist mal nachts bei einem Kunden ein ServoMotor an einem Verfahrwagen der 4 Palettierer bedient ausgefallen. Bei SEW angerufen, die haben mir gesagt dass Sie diesen Motor nicht auf Lager haben aber sie bauen ihn mir. Ich bin dann von zum SEW Werk gefahren ( ca. 3,5 Std. ) und als ich ankam Zitat "Der Motor ist fertig, möchten Sie ihn noch in einer gewünschten Farbe lackiert haben?" => Nein => Danke => 1 Std. nach KL gefahren, eingebaut => fertig.
 
Letztes Jahr hatten wir das erste Projekten mit der neuen SEW-Welt. Dazu wurde ich im Vorfeld nach Garbsen eingeladen und hatte zusammen mit dem zuständigen Vertriebler einen Workshop mit einem Entwickler.

Kosten des Workshops (inkl. Verpfegung) 0€
 
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Und wir hatten mal einen alten Movidrive B mit einem alten Ausführungsstand, welcher nicht für eine aktuelle Applikation geeignet war.
Bei SEW angerufen "Ja, über die Hochrüstung der SEW-internen FW können wir den Ausführungsstand hochrüsten, dass kann aber nur SEW machen.
Wir sollen ihn einschicken oder vorbei bringen".

Da es dringend war => Ich würde ihn vorbei bringen. Wann kann ich denn kommen?
SEW "Einfach jetzt".

Hingefahren, Kaffee bekommen, nach 15 Minuten wieder zurück gefahren. 0€

Wir haben aber auch im Jahr hunderte Motoren / Umrichter abgenommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da macht SEW keinen sehr großen Unterschied ob Vielabnehmer oder nicht. Wir haben vielleicht 15 bis 20 Umrichter im Jahr und haben dennoch top Service
 
Mal ne Frage zu den neuen SEW Movi c:
Wie sieht es jetzt da mit den Safety-Funktionen und Profisafe aus?
Sind die nun integriert oder braucht man ne eigene Karte?
Gibt es einen Bremsentest mit 2 Bremsen? Bei Vertikalachsen hat man ja öfters die Situation.
 
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