Moin SPSAlex83,
dass die "Sicherheit" wichtig ist, steht außer Frage und natürlich müssen Risiken betrachtet werden.
Trotzdem wird das Thema leider auch oft missbraucht, um Technik zu verkaufen, die unnötig ist. Es kommt halt auch mit darauf an, wer die
Risikoanalyse macht und wie er das jeweilige Risiko interpretiert.
Ich bin z.B. im Bereich Logistikanlagen tätig. Und, dass Regalbediengeräte, Heber, Verfahrwagen etc. entsprechend abgesichert sein müssen, damit Niemandem versehentlich etwas passiert, ist doch selbstverständlich.
Aber Fördertechnik??? Da kommen dann so Sachen an den Kommissionierplätzen, dass man sich ja an einer vorbeifahrenden Palette quetschen könnte. Deswegen muss der Platz mit einem Lichtgitter abgesichert werden. WTF!
Da machen Hersteller von Sicherheitstechnik die (verantwortlichen) Kunden so nervös, dass sie alles kaufen, was Sicherheit verspricht (oder nur vorgaukelt?), nur, damit sie nicht haftbar gemacht werden können.
Jeder windet sich, wie Aal und schiebt alle Verantwortung von sich. Erinnert mich an "keine Tiere in der Mikrowelle trocknen!".
Wenn man nicht jegliches Risiko für den DAU absichern müsste bzw. der "gesunde Menschenverstand" noch was gelten würde, wäre allen geholfen.
Leider will man ja auch an den Facharbeitern oder angelernten Kräften sparen und da müssen die Maschinen/Anlagen von jedem dusseligen Leiharbeiter, Studenten, Praktikanten bedient werden, ohne, dass ihnen was passieren kann. Was soll das?
Es geht ja auch nicht darum "ein paar Euro zu sparen". Aber man steht halt im Wettbewerb und wenn man >100 Einheiten einer Maschine pro Jahr baut, lohnt sich die Diskussion, ober eine Sicherheitslichtschranke für 500€ nicht eingespart werden könnte.
Dieses ganze Thema Sicherheitstechnik mit Risikoanalyse und -beurteilung ist ja eigentlich aufgekommen, weil Hersteller Sicherheiten eingespart haben, wo sie eigentlich nötig gewesen wären (gesunder Menschenverstand). Deswegen hat man angefangen, mit Hilfe von stochastischen Berechnungen, Risiken zu bewerten. Das wird wiederum heruntergebrochen in Performance Level, damit der einfache Konstrukteur, der halt keine Mathevorlesung besucht oder QM gelernt hat, damit arbeiten kann.
Das wird Alles wieder nur genutzt, damit man sagen kann, wenn was passiert ist: Ich habe aber die und die Zahlen eingehalten.
Aber eigentlich ist ja die Intention die, dass man möchte, dass sich ein Hersteller mit den Risiken der eigenen Anlage auseinandersetzt.
Mich nerven dabei eigentlich diese beiden Gruppen:
Gruppe 1: Es darf nichts kosten. Wir müssen unseren Gewinn steigern. Hauptsache es funktioniert und bekommt eine Abnahme. => keine Gedanken zum Risiko bzw. den Gefahren, sondern zum Gewinn.
Gruppe 2: Lieber etwas zuviel Sicherheit, als zu wenig. In der Norm XY ist dies aber Vorgabe. Die SISTEMA-Berechnung egibt, dass wir den geforderten PL nicht erreichen. => keine Gedanken zum Risiko bzw. den Gefahren, sondern zur Abwehr der eigenen Haftbarkeit.
Die Gruppe 1 wollte man erreichen und Maschinen/Anlagen sicherer gestalten. Die Gruppe 2 wollte man nicht erzeugen, aber sie entsteht naturgemäß, wenn man Vorgaben macht. Sie ruhen sich einfach darauf aus.
Ach ... das ist einfach wieder zu viel Text geworden. Und bitte nicht alles auf die Goldwaage legen. Habe vielleicht auch etwas das Thema verfehlt, aber das wollte ich mal loswerden.
VG
MFreiberger