Not-Halt in Produktionslinie...

Nitro-Haiza

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Hallo,

wir sind gerade dabei eine neue Produktionslinie aufzubauen. Da kam das Thema mit der Verkettung und Not-Halt auf. Wir haben einen Verketter der oben drüber sitzt und die einzelnen Anlagenteile miteinander verbindet. Über Roboter die Anlagen beschicken und über Fördertechnik.

1. Beispiel: Förderband mit Warenträger läuft durch eine Drehmaschine (Schutzzaun Drehmaschine mit eigenen Robotern zur Beschickung)
2. Beispiel: Roboter beladen eine Strahlanlage (Strahlanlage ist Teil des Schutzzaunes) Maschine Teil der Bearbeitet ist eigensicher

Was meint ihr? Müssen die Anlagen also "Verkettungs Steuerung" und Drehmaschine mit Not-Halt gekoppelt werden? Das gleiche betrifft die Strahlanlage. Welcher Not-Halt wirkt auf welche Maschine? Ist im Grunde genommen eine Frage die bestimmt Tag ein Tag aus aufkommt...

Bei der Drehmaschine hat man noch zusätzlich das Problem das die Spannfutter während der Bearbeitung und des Not-Halts zu Schaden kommen könnten.

Danke.
 
Das kommt drauf an!

1. Ein Not-Halt muss als solcher erkennbar sein!
2. Einen 2-Klassen-Not halt darf es es nicht geben!
- d.h. es ist nicht zulässig, dass in einem Notfall erst entschieden werden muss welcher Not-Halt zu drücken ist!
(eine Verwechslung ist auszuschließen)
- daraus folgt: Bei zu einer Einheit/Linie kombinierten Einzelmaschinen hat der Not-Halt auf alle im Bereich befindlichen Einzelmaschinen zu wirken (z.B. bei Druckerei-Linien und an Automobilbändern wird das so ausgeführt)

3. Ein Not-Aus muss stets in erreichbarer Nähe sein. (Die max. Entfernung was erreichbar bedeutet steht in irgendeiner Erläuterung zur VDE. Den Wert weis ich nicht mehr, es war aber gefühlt ziemlich weit weg!)
(vielleicht hat die Passage ja jemand griffbereit und kann das ergänzen!)

Das steht so nicht alles in der VDE! Das findet man in z.B. in den Erläuterungen der BGV und Fachverbände wie z.B. IG Chemie.

Sind es voneinander abgetrennte Einzelmaschinen ist das anders!
z.B. In einer Dreherei, wenn mehrere Maschinen nur nebeneinander stehen.
Hier hat jede Maschine ihren eigenen Not-Aus, der als solcher deutlich erkennbar sein muss.

Grundsätzlich würde ich folgendes Vorgehen vorschlagen:

Not-Halt der ganzen Linie verknüpfen.
Wenn ein "lokaler Not-Halt" benötigt wird, dann einen Betriebs-Stopp für die Einzelmaschine integrieren. Das wäre ein Not-Halt mit schwarzem Knopf. Die globale Not-Halt-Funktion muss aber erhalten bleiben.

Wenn man aus irgendeinem Grund einen Teil der Linie ausnehmen muss, dann unbedingt eine gesonderte Sicherheitsbetrachtung dazu machen und dafür sorgen, dass die Anlagenteile entsprechend erkennbar getrennt sind. Zweifel darf es dabei keine geben, zumindest nicht, wenn es um den Personenschutz geht.

Bei der Drehmaschine hat man noch zusätzlich das Problem das die Spannfutter während der Bearbeitung und des Not-Halts zu Schaden kommen könnten.
Wieso dass denn? Dann ist die Konstruktion falsch!
Durch einen Not-Halt darf es zu keinen Schäden von Personen und Anlage kommen! (steht so oder so ähnlich glaub ich sogar in der EN 6024-1)
Das wäre damit schon verletzt, und ihr müsstet euch erst mal darum kümmern!
Bei solchen Problemen müsste mit verzögertem Not-Halt gearbeitet werden, einem sog. Stillsetzten in Notfall, wobei vor dem sicheren Halt
die Anlage erst in einen sicheren Zustand gebracht wird!
 
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Normativ würde ich auf die DIN EN ISO 13850 verweisen. Diese hat einen eigenen Abschnitt zu Wirkungsbereichen.

Zusammengefasst steht darin, dass jedes Not-Halt Gerät auf die vollständige Maschine wirken muss. Hiervon kann aber abgewichen werden, wenn dadurch bei verbundenen Maschinen zusätzliche Gefährdungen oder unnötige Auswirkungen auf die Produktion entstehen. In diesem Fall muss aber klar, gekennzeichnet und jederzeit erkennbar sein, welche Not-Halt Einrichtung welchen Wirkbereich betrifft.

Wie ist denn die Verkettung zwischen den Teilmaschinen genau ausgeführt? Sind die Teilmaschinen jeweils eigene Maschinen im Sinne der MRL und verfügen über eine eigene CE-Kennzeichnung? Wer hat den Verbund der Maschinen hergestellt?
 
Sind die Teilmaschinen jeweils eigene Maschinen im Sinne der MRL und verfügen über eine eigene CE-Kennzeichnung?
Ich glaube darauf kommt es gar nicht unbedingt an: Selbst wenn es einzelne Maschinen im Sinne MRL sind und eine eigeen CE-Kennzeichnung haben und sie als Produktionslinie verknüpft sind, muss der Not-Halt auf die gesamte Linie wirken. Das dürfte sogar der Normalfall sein!

Wer hat den Verbund der Maschinen hergestellt?
Genau das ist wichtig, da der das Problem an der Backe hat!
 
Hallo,

1. Ich schließe mich den bisher gemachten Aussagen an.
2. Eine "eigensichere Maschine" kann man anlassen, wenn z.B. die Tür aufgeht,
aber bei Not-Halt muss sie auch ausgeschaltet werden. Man weiß ja nie,
wieso jemand Not-Halt drückt...
3. Irgendwo wird es immer eine Grenze von Not-Halt Bereichen geben,
das muss dann im Rahmen der Risikobeurteilung festgelegt und
dokumentiert werden.
4. Wir haben einen Verketter der oben drüber sitzt
ich nehme an, das ist eine übergeordnete Steuerung? :cool:
 
Was meint ihr? Müssen die Anlagen also "Verkettungs Steuerung" und Drehmaschine mit Not-Halt gekoppelt werden? Das gleiche betrifft die Strahlanlage. Welcher Not-Halt wirkt auf welche Maschine? Ist im Grunde genommen eine Frage die bestimmt Tag ein Tag aus aufkommt...

Bei der Drehmaschine hat man noch zusätzlich das Problem das die Spannfutter während der Bearbeitung und des Not-Halts zu Schaden kommen könnten.

Hier sollte man genau unterscheiden, für welchen Zweck der Not-Aus gebaut und geplant wurde und für was er gebraucht wird.
Oder ob hier Sicherheitsbereiche und Not-Aus als Begriffe gemischt werden.

Wir haben im Betrieb auch viele verkettete Linien mit gekoppelten Not-Aus. Für die Größenordnung: eine Linie = eine Maschine in einer gut gefüllten 1.500m² Halle.
Wenn eine Personengefahr eintritt und jemand den Not-Aus auslöst, hat alles stehen zu bleiben. Und wenn das einen Stillstand von einer Stunde für 30 Mann bedeutet, dann ist das so. Gesundheit geht über Gewinn.

Wenn der Mechaniker eine Kette in einem Bereich spannen muss, dann betätigt er den Bereichs-Aus, der bei uns als 2-poliger Hauptschalter in Schwarz ausgeführt ist und auf einen doppelten F-DI verdrahtet ist und hängt sein Schloss ein = gegen Wiedereinschalten gesichert.
Der Bereich ist klar definiert und alle Bereiche vor oder nach diesem Bereich können im Regulärbetrieb weiterlaufen inkl. Automatik.
Zweiter Vorteil, es gibt nicht nur eine farbige Unterscheidung, sondern auch eine Unterscheidung durch die Form des Schalters zum Not-Aus. (Ich hatte mal eine echt interessante Diskussion mit einem Herrn von der BGHM zum Thema Not-Aus und MA mit Rot-Grün-Schwäche, die Rot nur als Grauschattierung wahrnehmen...)

Schlecht wäre hier, wenn der "Verketter" alles einfach in Reihe schleift, es keine Bereichs-Aus gibt und diese lokalen Not-Aus für Wartungsarbeiten oder Rüsten verwendet werden.


Zur Verkettung gibt es noch eine weitere Klausel, dass reine (langsame) Transporttechnik, wie Palettentransport oder Rollenbahnen, nicht zwangsläufig als Verkettung im Sinn der Maschinenrichtlinie zu erachten sind.
 
Hallo,

1. Ich schließe mich den bisher gemachten Aussagen an.
2. Eine "eigensichere Maschine" kann man anlassen, wenn z.B. die Tür aufgeht,
aber bei Not-Halt muss sie auch ausgeschaltet werden. Man weiß ja nie,
wieso jemand Not-Halt drückt...
3. Irgendwo wird es immer eine Grenze von Not-Halt Bereichen geben,
das muss dann im Rahmen der Risikobeurteilung festgelegt und
dokumentiert werden.

ich nehme an, das ist eine übergeordnete Steuerung?
Tommi hat hier schon recht.
Ein Not-Halt muss nicht immer die gesamte Anlage ausschalten. Das sollte sich aus der Risikobeurteilung ergeben. Die letzte Version der DIN EN 13850 gibt Beispiele wie mehrere Not-Halt-Schalter und deren Wirkungsbereiche markiert werden können.
Gutes Beispiel sind Anlagen mit langen Förderbändern. Anlagen stopp ist da natürlich sinnvoll, aber nicht zwangsläufig Not-Halt mit allen folgen.
Wenn man das hier alles liest, ist der Unterschied zwischen Not-Halt und Not-Aus noch nicht oft genug erklärt und verstanden worden.
 
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Wenn man das hier alles liest, ist der Unterschied zwischen Not-Halt und Not-Aus noch nicht oft genug erklärt und verstanden worden.
das ist mir auch sofort aufgefallen. Ich finde es immer interessant, wie schnell Leute Ratschläge im Bereich Sicherheit geben, aber die einfachsten Themen wie Unterscheidung Not-Aus und Not-Halt nicht verstehen/wissen
 
Hallo,

wir sind gerade dabei eine neue Produktionslinie aufzubauen. Da kam das Thema mit der Verkettung und Not-Halt auf. Wir haben einen Verketter der oben drüber sitzt und die einzelnen Anlagenteile miteinander verbindet. Über Roboter die Anlagen beschicken und über Fördertechnik.

1. Beispiel: Förderband mit Warenträger läuft durch eine Drehmaschine (Schutzzaun Drehmaschine mit eigenen Robotern zur Beschickung)
2. Beispiel: Roboter beladen eine Strahlanlage (Strahlanlage ist Teil des Schutzzaunes) Maschine Teil der Bearbeitet ist eigensicher

Was meint ihr? Müssen die Anlagen also "Verkettungs Steuerung" und Drehmaschine mit Not-Halt gekoppelt werden? Das gleiche betrifft die Strahlanlage. Welcher Not-Halt wirkt auf welche Maschine? Ist im Grunde genommen eine Frage die bestimmt Tag ein Tag aus aufkommt...

Bei der Drehmaschine hat man noch zusätzlich das Problem das die Spannfutter während der Bearbeitung und des Not-Halts zu Schaden kommen könnten.

Danke.
was mir sofort auffällt, sind die Förderbänder mit berücksichtigt?
 
Wieso dass denn? Dann ist die Konstruktion falsch!
Durch einen Not-Halt darf es zu keinen Schäden von Personen und Anlage kommen! (steht so oder so ähnlich glaub ich sogar in der EN 6024-1)
Das wäre damit schon verletzt, und ihr müsstet euch erst mal darum kümmern!
Bei solchen Problemen müsste mit verzögertem Not-Halt gearbeitet werden, einem sog. Stillsetzten in Notfall, wobei vor dem sicheren Halt
die Anlage erst in einen sicheren Zustand gebracht wird!
warum solche Panik? er schreibt doch nur, dass das Spannfutter kaputt gehen kann. von Personenschäden hat er doch gar nichts geschrieben. man sollte nicht immer so viel hineininterpretieren
 
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...Selbst wenn es einzelne Maschinen im Sinne MRL sind und eine eigeen CE-Kennzeichnung haben und sie als Produktionslinie verknüpft sind, muss der Not-Halt auf die gesamte Linie wirken. Das dürfte sogar der Normalfall sein!
so ein Blödsinn. das kommt immer auf die individuelle Anlage an und hat nichts mit "Normalfall" zu tun
 
Selbst wenn es einzelne Maschinen im Sinne MRL sind und eine eigeen CE-Kennzeichnung haben und sie als Produktionslinie verknüpft sind, muss der Not-Halt auf die gesamte Linie wirken. Das dürfte sogar der Normalfall sein!
Das glaube ich eher nicht. Wir haben verknüpfte Produktionslinien (mal als Beispiel ):
Glasabräumer => Waschanlage => Abfüllanlage => Autoklaven => Trockner => Etikettierer => Inspektor => TrayVerpackungsanlage => Palettieranlage

Wenn bei irgendeinem Not-AUS alle Anlagen in den NOT-AUS Zustand versetzt werden würden, dann würde man > 1 Stunde brauchen bis alles wieder läuft. Außerdem sind die Anlagen über mehrere Hallenbereiche verteilt. Es macht gar keinen Sinn, dass bei einem NOT-AUS der Palettieranlage der Glasabräumer welcher in einer anderen Halle ohne Sichtkontakt steht einen NOT-AUS bekommt.
 
Das glaube ich eher nicht. Wir haben verknüpfte Produktionslinien (mal als Beispiel ):
Glasabräumer => Waschanlage => Abfüllanlage => Autoklaven => Trockner => Etikettierer => Inspektor => TrayVerpackungsanlage => Palettieranlage

Wenn bei irgendeinem Not-AUS alle Anlagen in den NOT-AUS Zustand versetzt werden würden, dann würde man > 1 Stunde brauchen bis alles wieder läuft. Außerdem sind die Anlagen über mehrere Hallenbereiche verteilt. Es macht gar keinen Sinn, dass bei einem NOT-AUS der Palettieranlage der Glasabräumer welcher in einer anderen Halle ohne Sichtkontakt steht einen NOT-AUS bekommt.
Nur kurze Nachfrage: Was produziert ihr auf einer solchen Anlage? Glasabräumer>Waschanlage: Ok, wahrscheinlich Neuglas oder Mehrwegglas (Rücklauf vom Einzelhandel). Aber Abfüllung>Autoklaven? Wird das abgefüllte Produkt Pasteurisiert?
Danke Gruß Thomas
 
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