Meine Vermutung zur Kenntnis über die EMV-RL bestätigt sich.
Das ist keine "Ehrabschneidung", macht die Erklärung zur ursprünglichen Fragestellung aber insofern schwieriger, als vorab etwas Basiswissen "erlernt" werden muss.
Obwohl die EMV-RL nicht zu den wirklich schwierigen (dazu zähle ich beispielsweise die Maschinenrichtlinie, bald Verordnung) gehört, wird sie schwierig, sobald nicht einzelne Produkte, sondern Kombinationen davon - und das ist bei Maschinen sehr oft der Fall - erstellt werden.
Um das erforderliche Wissen dazu zu erhalten, sollte man einmal ein guter Elektrotechniker sein, zusätzlich mindestens etwas Wissen – besser noch „Begeisterung“ – für Hochfrequenz haben, Kurse dazu „durchleiden“ und möglichst auch mal bei einer EMV-Vermessung eines Gerätes dabei gewesen sein (meine rein persönliche Meinung).
Ich gehe hier ausführlicher darauf ein, weil diese Probleme sicher viele im Maschinenbau haben, der ja vorwiegend von Mechanikern „betrieben“ wird.
Nun zu den weiteren Fragen
Eine Frage ist:
In EU Direktiv 2014/30/EU (was ich als das EMV RL kenne) sind keine bestimmte harmonisierte Normen aufgelistet.
Kannst du erwähnen wo es steht ?
Erklärung
Unter jeder Richtlinie/Verordnung sind die zugehörigen – „Vermutungswirkung“ beinhaltenden Normen gelistet. Allerdings nicht in der RL selbst, sondern als getrennte Dokumente. Entweder googelt man danach, oder geht auf eine Beispielseite (diese finde ich sehr gut):
EMV-Richtlinie - CE-Richtlinien.eu
Zusätzlich empfiehlt es sich unbedingt, auch den zur Richtlinie verfassten „Guide“ rauf und runter zu lesen, zur EMV beispielsweise: „Leitfaden zur Anwendung der EMV-Richtlinie (Richtlinie 2014/30/EU) (EMV-Leitfaden – Stand 29.12.2018“;
Ohne jemanden, der das dann erklären kann, dürfte reines Durchlesen aber kaum reichen.
Eine Frage ist:
In EN 60204-1 gibt es ein Annex H nur über EMV …
Erklärung
Ich habe diese Norm vor mir und suche darin unter dem Suchbegriff „EMV“ (15 Fundstellen) durch.
Meistens wird nur der Begriff „erklärt“, einmal kommt ein Hinweis auf Normen und dann die Anlage H.3.2:
Da aus Normen wegen des strikten Copyright nicht zitiert oder gar kopiert werden darf, umschrieben:
Es werden die EMV-Fachgrundnormenen IEC 61000-6-1 oder IEC 61000-6-2 und IEC 61000-6-3 oder IEC 61000-6-4 erwähnt, da diese allgemeine Grenzwerte zur Störausstrahlung und Störfestigkeit enthalten.
Weiter wird getextet, dass zusätzlich zu den Fachgrundnormen auch Produktnormen existieren, welche für die zutreffenden Produkte Anwendung finden. Als Beispiele werden genannt: IEC 61800-3 für drehzahlveränderbare elektrische Antriebe, IEC/CISPR 11 für industrielle, wissenschaftliche und medizinische Geräte.
In der Anlage “H.3.2 Maßnahmen zur Reduzierung elektromagnetischer Einflüsse (EMI)“ wird in Kurzform aufgeführt, wie man eine Kombination von Produkten EMV-gerecht verbindet.
Das ist sehr informativ und führt das auf, was ich dazu bereits schrieb.
Nur wird die EN 60204-1 dadurch nicht zur EMV-Norm.
An einer Stelle muss man sogar EMV-Fachperson sein, um Ungereimtheiten darin zu erkennen. Sie listet nämlich die Generics für Produkte, aber nicht die für Maschinen, obwohl darin steht „Zusammenhang zwischen dieser Europäischen Norm und den grundlegenden Anforderungen der abzudeckenden Richtlinie 2006/42/EU“
Eine Frage ist:
Wenn 'Maschine' nicht unter 'Geräte' gehört, heist es man muss kein EMV Beurteilung für Maschinen machen ?
Erklärung
Das ist eine Fehlinterpretation. Umgekehrt wird es richtig(er).
Weil eine Maschine nicht unter „Gerät gehört“ (was nicht eindeutig ist), ist eine EMV-Beurteilung zu erstellen.
Liest man Anlage H.3.2 der EN 60204-1 (deren Inhalte finden sich mittels googl in vielen EMV-Vorträgen und Erklärungsdokumenten) erklärt sich das:
Abgeschlossene Produkte (Bsp. Netzteil, Steuerungsmodul) sind bereits für sich EMV-konform. Wird eine solche Zusammenstellung EMV-sachgerecht miteinander verbunden, darf man häufig das Einhalten der EMV annehmen.
In der
Risikobeurteilung steht dann, warum man das annehmen darf und welches Restrisiko „verbleibt“ und warum das tragbar ist.
Ihr Hinweis auf diese Normen unter der Niederspannungsrichtlinie war aber gut. Fällt mir erst jetzt beim Durchsehen wieder auf, dass darin auch zur EMV ganz Hilfreiches steht.
Beispiel EN 61439-1:
Kapitel J.9.4.2 Prüfanforderungen
(Umschrieben und gekürzt) … Da Schaltgerätekombinationen in den meisten Fällen als Einzelanfertigung hergestellt oder zusammengebaut werden, beinhalten solche eine mehr oder weniger zufällige Kombination von Betriebsmitteln. Fertige Schaltgerätekombinationen brauchen in den folgenden Fällen nicht bezüglich EMV-Störfestigkeit und -Störaussendung geprüft werden:
Die eingebauten Betriebsmittel sind für die vorgesehene EMV-Umgebung mit den zutreffenden EMV-Produkt- oder Fachgrundnormen konform erklärt.
b) Der interne Einbau und die Verdrahtung ist nach den Angaben der Hersteller dieser Produkte ausgeführt (Anordnung bezüglich gegenseitiger Beeinflussung, abgeschirmter Kabel, Erdung usw.)
Andernfalls sind die EMV-Anforderungen durch Prüfungen nachzuweisen.