Oliver schrieb:
Leider gibt es Firmen die dem Kunden eine halbfertige Anlage hinstellen
sich Kundenwüschen widersetzen oder einfach nur die Mitbewerber ausblenden wollen. Sinnlose Wartungsmeldungen welche einige Funktionen abschalten und falsche Dokumentationen zwingen den Kunden sich nach Alternativen unzuschauen.
Das habe ich auch schon erlebt und da würde ich den Einblick in geschützte Bausteine als eine Art "Notwehr" ansehen.
Das Programm gehört zur Anlage und muss wie die Schaltpläne auch einsehbar bleiben.
Das wäre meiner Meinung nach auch wünschenswert, allein da geschützte Bausteine (ebenso wie abgeschliffenene Aufdrucke von ICs) Fehlersuche und Reparatur erschweren. Im Gegensatz zu abgeschliffenen ICs gehen sie aber nicht kaputt, so dass man sie nur zum Erhalt der Funktionsfähigkeit ersetzen muß.
Wichtig wäre, bei den "Anzugträgern" ein Bewußtsein dafür zu schaffen. Die Pflicht, Schaltpläne mitzuliefern, war noch in jeder Bestellung beigefügt, die ich gesehen habe.
Die hätte lieber als bearbeitbare CAD-Datei als in PDF-Form.
Ich sehe durchaus ein, dass ein Hersteller Kernaspekte eines Verfahrens, dass er der Konkurrenz voraushat, durch Know-how-Schutz schützen möchte.
Aber in einer Bestellung könnte vorgesehen sein, das alles was Schnittstellen zu anderen Anlagenteilen, Begrenzung erlaubter Prozessparameter etc. betrifft, in dokumentiertem Quellcode geliefert werden muss.
In der Diskussion mit Chefs und Kaufleuten habe ich oft gehört: "Wir kaufen eine komplette Maschine von XY. Die läuft so, wie geliefert. Wir brauchen nichts ändern zu können, die geben Garantie". Ein bis fünf Jahre später heißt es: "Wir müssen sie für ein neues Produkt erweitern, den Prozeß beschleunigen, mit einer anderen vor- oder nachgeschalteten Maschine verknüpfen, zusätzliche Überwachungen zur Qualitätssicherung einbauen".
Der Transfer der Bausteine in andere Projekte ist allerdings eine Schweinerei.
Das wird aber niemand verhindern können, denn es gibt ja genügend Tools für Faule.
Tools sind immer für Faule und Faulheit ist der Motor der Ingenieurskunst, die Motivation zur Arbeitserleichterung und damit zum Werkzeuggebrauch. Insofern bin ich ein bekennender Fauler. Aber wie ich oben schon sagte, um einen fremden Baustein ins eigene Programm zu kopieren, braucht man gar keine Tools. Gute Bibliotheksbausteine zeichnen sich gerade dadurch aus, dass man sie Blackboxartig benutzen kann und sich über ihr "Innenleben" eben keine Gedanken mehr machen muss.
Paradebeispiel ist da für mich ein FB, der auf der S5 (16 bit integer Arithmetik) Thermospannung in Temperatur umrechnet.
Das "Gehirnschmalz" steckt in der Wahl der Kurvenabschnitte, die mit unterschiedlichen Steigungen angenähert werden sowie in der Wahl der Skalierung um möglichst hohe Rechengenauigkeit zu erreichen.
Der Baustein selbst kann kopiert und ohne Kenntnis seiner Interna mit Parametern PW (Eingang) und DW (Ausgang) beliebig eingesetzt werden.
Da in diesem Forum schon öfter gegen das Inaugenscheinnehmen fremder Software sowie gegen Nachbauten gewettert wurde:
Wer von denen, für die die Existenz bestimmter Tools, die Absicht einen geschützten Baustein anzusehen oder die Entwicklung einer Siemens-kompatiblen SPS durch andere anrüchig ist, fährt ein getuntes Auto?
Im Zeitalter des Chiptunings ist das absolut vergleichbar.
Und auch bei mechanischem Tuning muß der Tuner Teile des Autos auseinandernehemen, kompatible Maße einhalten , durch reverse engineering verborgene Leistungsreserven aufdecken. Durchaus auch gegen den Willen des Herstellers.
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