Wie kommt es zu unterschiedlichen HW-Konfigurationen?
Mir stellt sich hier erst mal die Frage, welchen Sinn es überhaupt machen soll, im SimaticManager eine andere Hardwarekonfiguration einzutragen als die tatsächlich physikalisch vorhanden Hardware?
Es macht keinen Sinn. Es kommt aber öfters vor, daß die HW-Konfig in einem Step7-Projekt nicht
mit der tatsächlichen aktuellen HW-Konfiguration der Anlage übereinstimmt. Dafür sind fast immer
Nachlässigkeiten der involvierten Programmierer die Ursache.
Die Hardware-Konfiguration besteht nicht nur aus den Bestellnummern der sichtbaren Baugruppen.
Die HW-Konfig umfasst auch die von außen nicht sichtbare Parametrierung von Baugruppen und CPUs,
die vergebenen Baugruppen-E/A-Adressen, die Verbindungs-Projektierung, Bus-Profile, Slave-Adressen,
Stationsnamen, Routing-Tabellen, ...
Sogut wie keine größere Anlage wird von der Errichtung über den gesamten Lebenszyklus vom selben
Programmierer betreut. Nach Ablauf der Hersteller-Gewährleistung fühlen sich viele Hersteller nicht
mehr verantwortlich, das aktuelle Step7-Projekt im Archiv zu haben. Besonders, wenn zwischenzeitlich
andere Programmierer Erweiterungen und Programmänderungen vorgenommen haben.
Wenn beim Hersteller mehrere Programmierer arbeiten, dann sind viele Hersteller nicht in der Lage oder
willens, die Projektänderungen ihrer verschiedenen Programmierer in ein konsistentes aktuelles
Step7-Projekt einzuarbeiten oder gar ein fortlaufendes ChangeLog-Dokument zu führen.
Das kostet nämlich Zeit und damit Geld.
Oft werden mehrere Projektänderungen von verschiedenen Programmierern mit verschiedenen Notebooks
und womöglich verschiedenen Step7-Versionen vorgenommen. Die Projekt-Synchronisation vor und nach
dem Einsatz unterbleibt aber, weil das ja Zeit kostet.
Oder ein Programmierer fährt sofort nach einer Änderung auf eine andere Baustelle, oder das Notebook
crasht, oder der Programmierer verläßt die Firma, oder der Anwender wünscht eine kleine Änderung im
Programm und der Hersteller rückt das Step7-Projekt nicht raus und verlangt für die simple Änderung
utopische Preise, so daß sich nun ein anderer Programmierer völlig ohne Step7-Projekt an der Anlage
zu schaffen macht, oder ein Programmierer tauscht eine Baugruppe gegen einen Nachfolgetyp, oder ...
So kommt es, daß es verschiedene Projektstände gibt, wovon keine exakt der Realität entspricht.
Die Unterschiede können auch in der HW-Konfig liegen. Nicht alle Änderungen der HW-Konfig müssen in
die Anlage eingespielt werden, weil sie auf die Funktion der Anlage keinen wesentlichen Einfluß haben
(oder konnten nicht, weil die Anlage zu der Zeit nicht gestoppt werden konnte). Trotzdem werden sie
als Unterschiede in der HW-Konfig gemeldet. Das betrifft z.B. Stationsname, Anlagenkennzeichen,
Ortskennzeichen, Kommentare zu DP-Slaves, Netz-Name, S7-Subnetz-ID, Routing-Tabellen, ...
Der Anwender der Anlage muß seine Anlage am Laufen halten und egal bei welchem Baugruppen-Ausfall die
Funktion der Anlage schnell wieder herstellen können. Also macht er für den Fall eines Ausfalls der CPU
oder MemoryCard zumindest einen kompletten AG-Abzug als Backup. Damit sind aber Störungs-Diagnose
und eventuelle Programmänderungen sehr schwierig. Irgendwann muß dann meist der Anwender aus den
verschiedenen Projekt-Versionen "das richtige" Step7-Projekt rekonstruieren.
Die Programm-Bausteine sind relativ leicht zu rekonstruieren, gibt es doch in Step7 eine leistungsfähige
Baustein-Vergleichsfunktion. Hier gehen höchstens Kommentare und Symboliken verloren, was aber keinen
Einfluß auf das Programm hat.
Die HW-Konfig zu rekonstruieren ist dagegen viel schwieriger, weil Step7 da kaum Unterstützung gibt,
außer den lapidaren Hinweisen, daß Unterschiede vorhanden sind.
Solange man nicht exakt weiß, welche Unterschiede das sind und warum, ist das Einspielen einer solchen
unterschiedlichen HW-Konfig für Menschen und Maschinen mit hohem Risiko verbunden!
Gruß
Harald